mein Freund und Klassenkamerad Wilfried ,Schrolli' Schroeder hat seine Kino-Erinnerungen aufgeschrieben, die ich hier veröffentliche. Die Kollagen wurden von ihm angefertigt. Wenn Sie auf diese Bilder klicken, werden alte Filmplakate erkennbar.
Ihr Henning Stoffers
Mit dem Schlosstheater fange ich an. 1953 wurde das Schlosstheater erbaut. Dazu musste ein privater Luftschutzbunker gesprengt werden und man hörte von morgens bis abends die Presslufthämmer. "Vom Winde verweht" wurde zur Premiere als erster Film gezeigt.
In der kalten Jahreszeit, bei Schneetreiben, wärmten mein Freund W. B. und ich uns deshalb oft in dem Kassenraum auf.
Hier war es mollig warm. Wir kamen mit den Platzanweiserinnen ins Gespräch und machten für sie Einkäufe. Dafür durften wir mit ihnen in der letzten Reihe die aktuellen Filme schauen. Manche haben wir viele Male hintereinander gesehen.
Sonntags fuhren mein Bruder W.-D. und ich mit den Eltern zum Kaffeehaus Vennemann nach Handorf. Mit dem Bus ging's nach dem Essen mit meinem Bruder zurück nach Münster, um mit Freunden ins Kino zu gehen.
In den anderen Kinos liefen Musikfilme wie mit Peter Alexander & Co. und großleinwändige Cinema Scope Filme. Die Leinwand im Metropol war dazu zu klein. Im Apollo sahen wir vom Monumentalfilm "Ben Hur" immer nur den 2. Teil, denn nach einer kurzen Pause strömten wir mit der Besucherzahl zu den Sitzplätzen. Man mußte aber warten, damit man nicht einen ausgewiesenen Sitzplatz belegte.
Eine andere Masche war diese: Im Kassenhäuschen las der Typ die Tageszeitung, und mein Freund W. B und ich schlichen dann die steile Treppe hinunter in den Kinosaal, den wir ,Genickschusskeller' nannten. Einmal war er allerdings ,mucker', wir konnten nur noch die Treppe runterbaseln und uns still verhalten. Der Anweiser fragte ausgerechnet meinen Freund, ob wir jemand reinkommen haben sehen. Mein Freund sagte trocken ,Nö'.
In den 1960er Jahren gab es viele Filmtheater, die es heute alle nicht mehr gibt. Capitol, Fürstenhof, Schauburg, Apollo, Rolandtheater, Rex, Residenz, Gertrudenhof, Camera und nicht zuletzt das berüchtigte Metropol, den sogenannten "Genickschusskeller" am Alten Steinweg.
Der 2. Teil war der spannendere. Mit meinem anderen Freund G. H. ging ich in die Nachmittagsvorstellung der Camera in der Grevener Straße. Da das Geld als Schüler knapp war, und wir uns die Zeit vertreiben mussten, wollten wir möglichst umsonst Filme gucken. Das ging ganz gut im Metropol. Vor dem Kino in den Abfalleimern waren die abgerissenen Kinokarten entsorgt. Manche hatten aber eine heile Perforation. Diese Karten hielten wir dem Platzanweiser hin, der sie dann abriss. Und so haben wir wenigstens im Metropol so manchen Western oder Eddie Constantinefilm für ,nottig' gesehen.
Mich hätte er nicht fragen dürfen wegen ,Muffenbelgens'. Die Filme im Metropol waren zur damaligen Zeit spannende Western und Abenteuerfilme mit Randolph Scott, Sterling Hayden, Audy Murphy, Lino Ventura und natürlich Eddie Constantine.
Zitat Wilfried ,Schrolli' Schroeder:
… „In den anderen Kinos liefen Musikfilme wie mit Peter Alexander & Co. und großleinwändige Cinema Scope Filme.
Die Leinwand im Metropol war dazu zu klein.“
Friedrich Schmacher ergänzt:
Das Metropol konnte übrigens sehr wohl CinemaScope-Filme spielen, allerdings war die Bildwand dort sehr klein und seitlich auch etwas beschnitten.
Das Kino gehörte der Familie Eckelkamp, die auch die Camera und das Filmstudio Gertrudenhof betrieb. Im Metropol konnten die weniger attraktiven Filmtitel abgespielt werden, zu deren Buchung in „Verleihstaffeln“ Kinobetreiber gezwungen waren.
Die von-Meerscheidt-Kinogruppe (Westdeutsche Filmtheaterbetriebe mit Roland, Fürstenhof, Schlosstheater) hatte zu gleichem Zweck seinerzeit die Stadtrandkinos Residenz und Neuer Krug.
Die Geschichte der münsterschen Kinos finden Sie hier.