Bis in das 18. Jahrhundert hinein tappten die Menschen in unseren Städten mehr oder weniger im Dunkeln rum. Straßenbeleuchtungen gab es noch nicht. Deshalb schrieben die Behörden vor, dass jeder Bürger, der abends oder nachts durch die Straßen schlurfte, eine brennende Laterne mitzuführen hatte. Erst 1781 erwachte Münster aus der Finsternis und bekam die erste Straßenbeleuchtung. In einer Chronik heißt es: „In diesem Jahr wurden wie in anderen Städten dahier zu Münster auf den vornehmsten Gassen Laternen angeschafft, welche, sobald es des abends finster ist, angezündet werden und bis in die späte Nacht brennen müssen.“ Diese Straßenbeleuchtung beschränkte sich allerdings wirklich nur auf die „vornehmsten Gassen“, das heißt auf die Hauptstraßen. Erst zwei Jahre später wurde berichtet: „Nun wurden die Laternen auf allen Nebengassen angeschafft, wozu ein jedweder etwas nach seinem guten Willen beitragen muss.“ Die Straßenbeleuchtung wurde also nicht nur durch den städtischen Haushaltsplan bestritten, sondern auch von den Bürgern finanziert.
In den Häusern war es weiterhin stockduster. Deshalb scheint man sehr erfinderisch gewesen zu sein, denn es wurden jede Menge „Wunderlichter“ und „Dauerkerzen“ angeboten. So bot 1797 ein Händler
auf dem Bült einen „ansehnlichen Vorrath Moskauischer Lichter“ an, die „ganz hell und leise brennen und statt Wachslichter zu gebrauchen sind.“.
Draußen verbreiteten die Pflanzenöl-Laternen auch nur ein mickriges Licht. Die Funzeln wurden jeden Abend gewissenhaft von den „Laternemännern“ angezündet und morgens wieder ausgepustet.
Alle paar Tage zogen sie mit Petroleumkannen und Leitern durch die Straßen, von Laterne zu Laterne, und mussten die Ölbehälter auffüllen. Das war hier noch so, als Städte wie Köln, Berlin oder
Barmen längst Steinkohlengas für die Beleuchtung eingeführt hatten. Als das bis nach Münster vorgedrungen war und die Reisenden begeistert berichteten, dass die Leuchtkraft „märchenhaft“ sei,
wurde man auch hier hellhörig. Die Stadtverordneten beschloßen, „dass unsere Beleuchtung nicht mehr zeitgemäß und dass nothwendig etwas für eine bessere Beleuchtung unserer Stadt geschehen müsse,
wenn wir nicht gegen alle Städte weit zurückbleiben wollen.“
Und weiter steht in dem Schreiben: „Denn dass wir wirklich gegen andere Städte zurückgeblieben sind, geht aus den Anlagen hervor, wonach Cöln 1680 Stunden und Elberfeld 1200 Stunden erleuchteten,
während wir bis jetzt nur 821 Stunden erleuchten.“
Während die Stadt noch nach Erleuchtung suchte, stampfte 1840 ein pfiffiger Kaufmann namens Peitmann eine „Anstalt zur Bereitung portativen Gases“ aus dem Boden. Und zwar in seinem Garten am
Alten Steinweg. Die Anstalt bestand aus einem Ofen mit sechs eisernen Retorten, aus denen Herr Peitmann das Gas zunächst an seine Nachbarn abgab.
Dann entschied sich die Stadtverwaltung für eine eigene Gasanstalt, die 1854 in der heutigen Hafenstraße den Betrieb aufnahm. Ende des 19. Jahrhunderts legten sich viele Städte ein neuartiges
Elektrizitätswerk zu. Auch in Münster wurde 1901 ein Elektrizitätswerk am Albersloher Weg eröffnet. Doch es dauerte noch eine Weile, bis der elektrische Strom die Gasbeleuchtung nach und nach
ersetzte.
Als dann auch im Stadtteil Kinderhaus 1928 die erste elektrische Straßenlampe montiert wurde, war Schuldirektor Josef Beckmann über den „Einzug der Moderne“ so aus dem Häuschen, dass er gleich
ein Gedicht darüber schrieb. Die Kinderhauser Schüler mussten es auswendig lernen:
Nu kiek äs! Jau ´t is waohr;
De Elektrisk-Kiärl is dao.
Ganss buowen an den Mast
mäk he de Lampe fast.
Vanaobend löcht´t iähr Licht
Vergnögt mi in´t Gesicht-
Un in dat Kinnerbiäksken,
in jedet düstre Ecksen,
datt wi nich fallt in´t Water.
Meinee, waör dat´n Theater.
Heute stehen in Münster rund 25.000 Straßenleuchten zu Diensten, zwischen 150 bis 200 kommen jedes Jahr dazu.