Josef Wedewer war Kunsterzieher und bedeutender Maler. Daran erinnert Dr. med. Frank-E. Skrotzki, der ihn als Schüler am Schlaun-Gymnasium kennlenlernte. Im Rückblick schreibt er über diese beeindruckende Persönlichkeit, die in der westfälischen Kunstszene sehr bekannt war.
Ihr Henning Stoffers
Das hätte man als Schüler schon wissen sollen! Aber wer sagt es einem schon? Der betroffene Lehrer nicht; und seine Kollegen? Sie haben gerade mal ein müdes Lächeln für ihn übrig, lehrt er doch nur, weil seine Kunst selbst brotlos ist, wie sie glauben. Und dann Jahrzehnte später stellt man erstaunt fest, die Ankündigung des Landesmuseums Münster zu sehen, es zeige das Lebenswerk des Künstlers Josef Wedewer. War das nicht unser Kunstlehrer auf der Penne?
Ja, er war es, der uns auf freundliche Weise den Blick für die (eigene?) Kunst öffnete. Und war nun das Interesse einmal geweckt stieß man immer wieder auf ihn in Galerien, Gesprächen mit den ehemaligen Klassenkameraden.
Dann war der Weg frei, einmal ein Werk zu erwerben. Das Glück ermöglichte es mir, und ich konnte Hobby und Wunsch verbinden.
Mir, als ehemaligem Seemann des traditionsreichen Norddeutschen Llloyds, kam dieser gesichtslose, anonyme Kollege, mit Namen „Matrose“ sehr zu pass.
Ich fand ihn sehr schön und hatte sofort geistigen Austausch, auch wenn er gesichtslos schien. Aber das mag am von ihm getrunkenen Köm liegen. Besser ist da, das in der steifen Brise wartenden Schiffs, das in Niederlande ausgeflaggt ist, nicht aus dem Kopf zu verlieren. Und die Taube, eigentlich wohl eine Möwe, auf der Schulter deutet auf die zu erwartenden Freiheiten eines Seemanns hin. Wedewer (1896 – 1979) hat von Lüdinghausen, wo er geboren wurde, nach dem 1. WK schon früh Frankreich, Italien und die Schweiz bereist und dort gemalt. Er war in der westfälischen Kunstszene schon in den 20er Jahren sehr aktiv, wechselte seine Stilformen mehrfach. Bereits schon vor der dem Naziterror konnte er i den Galerien der einflussreichsten jüdischen Galeristen und Sammler Alfred Flechtheim (1878 – 1937), Geburtsort war übrigens Münster (!), und dem nicht weniger berühmten Paul Cassirer (1871 – 1926) ausstellen!
Wedewer war somit bereits in jungen Jahren inmitten der bedeutendsten europäischen Künstler angekommen!
Wie das Leben so spielt. Unsere ältere Tochter wohnt mittlerweile in Massagno im Tessin und sie konnte kürzlich ein Bild Wedewers, das er dort 1934 während des Schweiz Aufenthaltes auf die Leinwand gebracht hat, erwerben.
Er stellt damit eine zentrale Straßenverzweigung dar, die sich im Laufe der Jahrzehnte sehr veränderte. Es handelt sich um die Straßenecke Via s. Gottardo (rechts) und Via Massagno mit dem zentralen Haus „La Punta“.
Es zeigt die heitere Stimmung, die den Maler im Tessin befiehl, malte er doch zu der Zeit vermehrt in dunkleren Tönen (eine Auswirkung seiner Gemütslage in Deutschland?).
Den ziemlich traurigen Verfall der Ecke zeigt ein Foto aus dem Jahr 1965 (entnommen http://www.kunsthandel-henneken.de/Josef-Wedewer-1) Doch heutzutage bis zum Februar 2021 ist es wieder deutlich aufwärts gegangen.
Lieber Herr Wedewer, hätte ich doch damals schon gewusst, wie sehr Sie einmal mit meiner Familie verbunden sein werden!
Ihr Frank Skrotzki
Quellen
In diesem Aufsatz entnehme ich einige Begriffe, Formulierungen und Details aus dem sehr informativen Buch „Josef Wedewer 1896 – 1979, Heggen Verlag, Leverkusen, 1997, Romain, Lothar (Hr.) Autoren und Rolf Wedewer- o. J..