Juni 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

hin und wieder treffe ich Thomas Kollmann beim morgentlichen Gassi gehen mit unserer Hundedame Luna. Er steigt vom Fahrrad, und wir plaudern über aktuelle Themen. Ich weiß, dass Thomas sich für den Stadtteil Kinderhaus besonders engagiert und im Stadtrat vertreten ist.

 

So ist es naheliegend, ihn über sein Leben und Wirken zu befragen, was ich gern tue.

 

Ihr Henning Stoffers


Thomas Kollmann - Seinem Stadtteil Kinderhaus verpflichtet

Thomas kam am 28.8.1959 in Münster auf die Welt und wurde in der Kreuzkirche getauft. Der Vater, gebürtig aus Berlin, war Polizist. Die Mutter, eine Krankenschwester, kam aus Albachten.

Die ersten Jahre

Der Beruf des Vaters brachte es mit sich, dass Ortswechsel in Kauf genommen werden mussten. Und so verbrachte der kleine Thomas seine Kinder- und Jugendjahre in Heessen bei Hamm. Die dortige Zeche ,Sachsen' war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für diese Gegend, sie entlud aber auch unendlich viel Dreck, der sich in Form von Kohlenstaub überall festsetzte. Dies ist eine seiner frühesten Kindheitserinnerungen an Heeßen.

 

Mit seiner Schwester stritt Thomas, ob im Fernsehen die Sportschau oder die Fernsehserie ,Daktari' mit dem schielenden Löwen Clarence eingeschaltet werden sollte. Beide Interessenlagen waren für das Geschwisterpaar letztlich wichtige Weichenstellungen: Die Schwester arbeitet als Tierärztin in Kanada - Thomas ist sein Leben lang mit dem Sport verbunden.

Schule und Studium

Thomas vorn mit Geschwistern
Thomas vorn mit Geschwistern

Das Abitur machte Thomas am Städtischen Gymnasium im nahegelegenen Ahlen. Bei der Bundeswehr leistete er den Wehrdienst ab.

 

Anschließend führte ihn sein Weg nach Münster zurück, und zwar zum Lehramtsstudium mit den Fächern Geografie, Pädagogik und - natürlich naheliegend - Sport. Das Thema seiner Examensarbeit kann als prägendes, lebensbegleitendes Motto bezeichnet werden:
Verbesserung der Großwohnanlagen am Beispiel Münster, Kinderhaus-Brüningheide.

 

Nach dem Examen 1986 begann die ehrenamtliche Tätigkeit beim Aufbau des Zentrums ,Begegnungsstätte Sprickmannstraße'. Mit dabei war Lothar Esser, der sich auch heute noch ehrenamtlich engagiert.

Der obige Zeitungsausschnitt verrät, worum es Thomas Kollmann ging: Verbesserung der Lebensqualität der Menschen durch Nachbesserung und Neugestaltung der Kinderhauser Schleife.

 

Die anfängliche ehrenamtliche Tätigkeit nahm an Umfang zu, so dass eine Vollzeitstelle erforderlich wurde. Verschiedene Bausteine seiner Tätigkeit sind hierbei zu erwähnen: Jugendarbeit im schwierigen sozialen Umfeld, Ferienfreizeiten mit jungen Leuten und nach der Wende Austausch mit Jugendlichen aus Bad Langensalza.

 

Besonders hervorzuheben ist der Jugendaustausch von Russland-Deutschen und Türken. Hier konnte Thomas Kollmann feststellen, dass beide Seiten von da an vielmehr Verständnis füreinander zeigten. Ein großer Erfolg!

Familiäres

Bei einer interkulturellen Veranstaltung lernten sich 1990 Thomas und Petra - sie ist Kita-Leiterin- kennen. 1992 wurde in Vancouver geheiratet. Als Nachwuchs kamen Zwillinge - ein Mädchenund ein Junge - auf die Welt. Petra und Thomas nahmen für die Kinder Familienurlaub, und zwar wechselseitig.

 

Thomas Kollmann sagt, dass die Familie sein Anker ist.

Prägendes

beim Münster-Marathon mit den Zwillingen
beim Münster-Marathon mit den Zwillingen

Zwei Bereiche haben das Leben von Thomas Kollmann besonders geprägt:
Die Teilnahme an einem Studiengang über die Ausländerpädagogik unter der Leitung von Professor Dietrich Thränhardt. Hier ging es um die Erforschung der Situation von Ausländern im sozialen Leben.

 

Der zweite Bereich ist die sportliche Betätigung, und zwar Fußball, Tennis und Marathon-Lauf. Zeitweise spielte Thomas auch in Fußballmannschaften mit, was für den kameradschaftlichen Teamgeist förderlich ist.

Besuch in Monastir
Besuch in Monastir

Wie ein roter Faden ziehen sich die vielen Kontakte mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichem Stand durch sein Leben. Das Interkulturelle hat für Thomas einen besonderen Stellenwert. Sein Beitrag besteht darin, dass bei aller Unterschiedlichkeit Verständnis für den anderen Menschen entgegengebracht wird. Ein Beispiel dafür ist sein Engagement für die tunesische Partnerstadt Monastir.


Fragen + Antworten

Wie lautet Dein Lebensmotto?

Diese Frage ist einfach zu beantworten: Wechselseitige Wertschätzung auf gleicher Augenhöhe.

Dein größter Wunsch?

Ach, da gibt es mehrere. Natürlich steht die Gesundheit der Familie an erster Stelle. Ein Herzenswunsch von mir ist, dass auch die restlichen 50% der Wohungen in Kinderhaus-Brüningheide saniert werden, denn der Zustand ist teilweise gesundheitsgefährdend. Und einen dritten Wunsch möchte ich nennen: Möge das zwischenmenschliche Vertrauen wieder wachsen und Feindseligkeiten verschwinden.

Was verachtest Du?

Feindseligkeit. Jede Form von Hetze, Menschenfeindlichkeit und Rassismus.

Wie hältst Du es mit dem Essen?

Gern internationale Küche und sehr gern Fisch. Nicht gern fette Hausmannskost, zum Beispiel Eisbein.

Was bedarf besonderer Zuwendung?

Initiativen der Bürgerschaft sollten stärker unterstützt werden. Wir sollten auch stärker bei unserem örtlichen Einzelhandel einkaufen. Zum Beispiel ein Buch nicht bei Amazon und Co, sondern im Kinderhauser Buchzentrum bei Herrn Bilke kaufen.

Die Hobbys?

Lesen, und zwar gute Krimis, aber auch klassische Literatur. Gerade habe ich ein Buch über die Geschichte von Preußen Münster gelesen. Es ist unglaublich - das Buch hat sich wie ein Krimi gelesen.

Wie war das damals mit der Umgestaltung der Schleife?

Anfangs wohnten zu zwei Dritteln Angestellte und Beamte in der Brüningheide. Das veränderte sich aber bereits nach zehn Jahren grundlegend, und es gab die erste städtebauliche Nachbesserung, u.a. mit dem Rückbau der vierspurigen Straße Brüningheide und der in Münster erstmaligen Renaturierung einer Straße im Bereich des Bewohnerparks Grünschleife. Später führte das Programm ,Soziale Stadt' zu grundlegenden Verbesserungen, die tatsächlich zur Optimierung der Wohn- und Lebenssituation beitrugen.

Eine Anekdote?

Als ich mit russlanddeutschen Freunden vor vielen Jahren freundschaftlich aus Wassergläsern Wodka getrunken hatte, war ich bis zum nächsten Abend krank. Abends bei der Sportschau wurde zwischendurch mit 'Wodka Gorbatschow' geworben wurde. Allein der Gedanke an Wodka führte zu einem leichten Rückschlag.

Wer hat Dich besonders beeindruckt?

Mich beeindruckt, wie viele Menschen oftmals nach schwierigen Lebensverläufen ihr Leben wieder in die Hand nehmen und sich in den Arbeitsmarkt einbringen. Und die wechselseitige Solidarität in Corona-Zeiten ist bemerkenswert.

In der Ruinenstadt Petra in Jordanien
In der Ruinenstadt Petra in Jordanien

Gab es Enttäuschungen?

Dass vor ca. zwölf Jahren das Projekt Atrium am Sprickmannplatz sich als nicht wirtschaftlich herausgestellt hat. Da gab es viele Verwerfungen bis an die Grenze der Belastbarkeit aller. Mittlerweile ist der Atrium-Verein gut aufgestellt.

Dein Wunsch für Kinderhaus?

Ganz aktuell: Ich wünsche, dass die Kinder und unser Stadtteil von solchen entsetzlichen Katastrophen wie dem Mißbrauchsfall in Zukunft verschont bleiben. Aber nicht nur hier, sondern überall bedürfen Kinder größten Schutz.

Kannst Du ein Geheimnis verraten?

Seinerzeit war ich ein großer Kritiker der Zentrumserweiterung von Kinderhaus, muß aber jetzt mein Urteil deutlich revidieren, auch wenn es hinsichtlich der Aufenthaltsqualität noch besser werden könnte.

Was wäre, wenn Du nicht mehr in Münster leben würdest?

Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber wenn es so wäre, dann müsste man, um mich zu finden, eine Suchfunktion für den Mittelmeerraum einschalten.

Gibt es einen privaten Wunsch?
Ja, den gibt es. Ich möchte als Ratsherr wiedergewählt werden. Beim letzten Mal waren es drei Stimmen Vorsprung....

Ein Nachsatz

Thomas Kollmann ist seinem Stadtteil Kinderhaus aufs engste verbunden. Würde man ihn in eine andere Stadt verpflanzen, so befürchte ich, wäre es für ihn unerträglich. Ich wünsche, dass es mehr Menschen á la Thomas Kollmann gibt, die sich mit Herzblut für ihre Mitmenschen einsetzen.


Quellen

Text und Idee: Henning Stoffers

Abbildungen: Thomas Kollmann