es ist herzerfrischend, einen fröhlichen und positiv denkenden Menschen kennzulernen. Mit Sonja Schrapp hatte ich dieses Vergnügen, und so fällt es mir besonders leicht, über sie und ihr Leben zu schreiben.
Sie bezeichnet sich selbst als Glücksverteilerin, und davon hat sie mir etwas abgegeben.
Ihr Henning Stoffers
Sie steht vor meiner Haustür, sie strahlt und freut sich sichtlich aufs Kennenlernen. Den Kaffee genießt sie mit einem Schuss Milch, bevor wir ins Gespräch kommen. Die Antennen sind aufeinander ausgerichtet, und es macht Freude, sie zu befragen und über ihr Leben zu sprechen.
Sonja Tiedeken wuchs im Südviertel auf. Geboren wurde sie am 25.12.1972 in der Klinik Wesener-Roth am Aasee.
Der Vater Theo war Bäckermeister und arbeitete damals in der Bäckerei Hermann Mönnig an der Hammer Straße. Als er seine Frau auf der Entbindungsstation besuchte, musste Theo keine Umwege machen, denn der Aasee war zugefroren.
Sonja ging auf die Josef-Schule an der Hermannstraße, machte die Mittlere Reife und wollte Schauspielerin werden. Daraus wurde zunächst nichts, mit 16 Jahren war sie noch zu jung und unerfahren, so dass die Schauspielschule sie nicht annahm. Ein anderes Berufsziel hatte sich noch nicht herauskristallisiert.
Die Mutter Annelie hatte ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes negatives Lebensbild, das Sonja nie für sich gelten lassen wollte. Im Gegenteil, sie war mit sich selbst im Gespräch, motivierte sich, schöpfte Kraft aus sich, war fröhlich und wollte ein Gegenpol zu ihrer Mutter sein.
Es wurde gejobbt, sie nahm Gesangsunterricht, war in der Kleinkunstszene aktiv und spielte im Pumpenhaus und beim alternativen Karneval ,Kappe App'.
Dann erkrankte die Mutter schwer, und so nahm Sonja ihre jüngere Schwester zu sich. Sonja bekam 19-jährig ist erstes Kind. Alleinerziehend war es nicht einfach für den Lebensunterhalt zu sorgen. Man lebte zu dritt in einer kleinen Sozialwohnung. Die Mutter starb 1997.
Diese prägenden Jahre sollten die Weichenstellung für ihr künftiges Leben sein.
Aus Sonja Tiedeken wurde Sonja Höfer, als sie 2000 den Kabarettisten Carsten Höfer heiratete. Sie bekamen einen Sohn. Nach einigen glücklichen gemeinsamen Jahren entfernte sich das Paar jedoch voneinander und ließ sich 2005 scheiden.
Es gab dann eine Zeit der Sinnsuche. Welcher Weg ist der richtige? Eine Reise nach Thailand wirkte dabei unterstützend und sinnerweiternd. Sonja spürte so viel positive Energie in sich, an der sie unbedingt andere Menschen teilhaben lassen wollte.
Sonja produziert kreative Ideen am laufenden Band. Sie befasste sich mit NLP, dem Neuro-Linguistischen Programmieren und machte sich 2005 als Personal Coach selbständig. Vor allem kümmerte sie sich um ,einsame Herzen' und wurde so von der Presse schnell zum Date Doktor gemacht. 2007 kam dann Blind Date Cooking dazu. Ein Event bei dem sich nette Menschen beim Einkaufen, Kochen und Essen kennenlernen konnten. Die Eventreihe mauserte sich zwischen 2007 und 2011 zu einem Franchiseunternehmen mit sieben Dependancen in ganz Deutschland und war in Münster sehr erfolgreich.
Parallel schauspielert Sonja für ihr Leben gern und war lange Jahre aktiv in Münsters Improtheaterszene. Bei Impro 005 neun Jahre und bei Placebo fünf Jahre. Hier spielen die Akteure ihre Rollen auf Zuruf des Publikums. Kreativität sind bei dieser Form keine Grenzen gesetzt.
Gleiches gilt für Sonjas Krimi-Dinner auf der MS-Günther. Ein von ihr geschriebener Fall, in zwölf aktive Rollen verteilt, wird mit dem Publikum interaktiv und sehr humorvoll aufgelöst.
Zwei-, dreimal im Monat ist sie an Bord und amüsiert sich selbst ungemein bei diesem Event.
Aber dies ist noch nicht alles, was Sonja betreibt. Sie macht Workshops für Unternehmen. Sonja legt dabei den Schwerpunkt auf Kreativität durch Improvisation und auf Humor, um schwierige Situationen besser meistern zu können und zugewandt und positiv miteinander zu kommunizieren.
Auch sonst dürfen mehr Leichtigkeit und Fröhlichkeit den Tagesablauf bestimmen.
In diesen Rollen sieht sie sich als aktive Glücksverteilerin.
Aber auch an sie selbst wurde Glück verteilt:
2007 heiratete sie André und hieß fortan Schrapp. Und damit beider Glück vollkommen war, kamen nochmal zwei Kinder zur Welt.
Bist Du ein glücklicher Mensch?
Ja, ich bin ein glücklicher Mensch, weil ich mich dazu entschieden habe, Glück zu verteilen. Andere glücklich zu machen, macht nämlich am glücklichsten.
Was gefällt Dir an Münster?
Münster ist meine Heimat. Hier leben alle meine Erinnerungen. An jeder Ecke fällt mir eine schöne Geschichte ein. Ich liebe es auch immer wieder auf Menschen zu treffen, die ich von früher kenne. Und darüber hinaus ist Münster einfach unfassbar schön, so alt und fein und offen und bunt. Mein Herz geht auf, wenn ich durch Münster laufe.
Ist es anstrengend, immer Botschafterin/Vermittlerin des Glücks zu sein?
Wenn ich mir auf die Fahne geschrieben hätte, dass ich IMMER und zu JEDER Zeit glücklich sein „müsste“ und das immer und ewig und ständig propagieren würde, dann wäre das furchtbar anstrengend. Denn das funktioniert absolut nicht und wäre auch wenig authentisch. Auch ich habe mal miese Laune und kann (wenn es sein muss) angemessen wütend werden ;-)
Was hast Du vielleicht nicht richtig gemacht?
Ich hätte gerne deutlich früher gelernt, besser zuzuhören und auch die Erkenntnis, dass ich niemals von mir auf andere schließen kann, hätte ich gerne eher verinnerlicht.
Was war die schönste Theaterrolle?
Ich spiele am liebsten sehr lustige, oder sehr böse Menschen auf der Bühne. Und die Rollen, in denen ich singen kann, berühren mich tief. Da ich ja stets improvisiere, kann ich keine bekannte Theaterrolle benennen.
Was ist Dir zuwider?
Gewaltbereite Dummheit. Egozentrik. Menschen, die keine Empathie besitzen.
Mit welchem Menschen möchtest Du einmal sprechen?
Hape Kerkeling und Angela Merkel.
Was hat Dich besonders berührt?
Menschen, die bei mir geblieben sind, als ich schwierig war. Der Tod meiner Mutter. Die Geburten meiner Kinder. Das richtige Lied im richtigen Moment. Die Liebe meines Mannes.
Hast Du immer gute Laune?
Leider nein! ;-)
Wie sieht es mit dem Textlernen aus? Improvisieren?
Texte lernen mag ich gar nicht. Vor allem dann nicht, wenn man sich wirklich zu 100 % an diesen halten muss. Immer derselbe Ablauf, Text, Blicke, Sprachmuster, das ist nichts für mich. Ich brauche Abwechslung, Freiheit, Überraschungen und Spontaneität.
Was isst Du gern?
Ich bin ein unkomplizierter Esser. Ich bin neugierig, probiere alles und mag es gerne gut gewürzt und knusprig.
Ein Wunsch für die Zukunft?
Ich habe viele Menschen an Krebs verloren. Ich wünsche mir ein langes Leben in Gesundheit. Für mich und meine Liebsten. Ich wünsche mir, dass alle Menschen empathisch sein werden. Dass Menschen reflektieren können und in der Lage sind, Dinge und Geschehnisse in den entsprechenden Kontext zu setzen. Ich wünsche mir, dass die Menschheit zu Profilaxe in der Lage sein wird. Ich wünsche mir, dass die digitale Revolution uns wieder lehrt, sich auf uns und unsern Alleinstellungsmerkmal zu konzentrieren: Die Menschlichkeit.
Quellen
Text und Idee: Henning Stoffers
Fotos wenn nicht anders angegeben: Sonja Schrapp