Martin Jaspers begegne ich immer wieder auf meinen Hundespaziergängen. Wenn er mir mit seiner großen Waltraud, einer Mischlingshündin, entgegenkommt, ist meine kleine Luna wie aus dem Häuschen. So kamen wir ins Gespräch. Martin ist Küster an St. Lamberti.
Ich freue mich, dass er hier von sich und seinem Beruf erzählt.
Ihr Henning Stoffers
1970 wird Martin Jaspers in Bendorf am Rhein geboren. 11 Pfund, 57 cm - beileibe kein Leichtgewicht, aber bereits ein Omen, denn 197 cm groß wird er werden. Die Familie zieht kurze Zeit später nach Remscheid und 1977 nach Wirges in Rheinland-Pfalz. Der Vater arbeitet als Dreher, die Mutter ist Hausfrau. Die Familie ist tief im katholischen Glauben verwurzelt.
Der kleine Martin wird Messdiener, fühlt sich in der Kirche zuhause, geht zur Grund- und Hauptschule und erlernt später das Bäckerhandwerk.
Es sind Jahre, in denen sich auch die Großeltern sehr um Martin kümmern.
Martin - ein fröhlicher, unbeschwerter Junge - wird firmiert. Er findet danach Zugang zu evangelischen Jugendeinrichtungen und nimmt an Freizeiten der Jungschar teil.
Nach der Bäckerausbildung - es ist nicht sein wahrer Wunschberuf - bildet Martin sich an verschiedenen Einrichtungen weiter.
Die wirkliche Berufung soll er aber erst später entdecken und finden. Dabei wird ein Kaplan für seinen weiteren Lebensweg ausschlaggebend. Durch die Teilnahme an Besinnungstagen und
Messdienerarbeit öffnen sich für ihn neue Perspektiven im kirchlichen Bereich.
Aber zuvor wird ein anderer Traum wahr, das neue, aber bereits sehr alte Auto steht vor der Tür.
Mit 22 Jahren tritt Martin 1992 in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Es ist eine Gesellschaft apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche, die auf die Seelsorge in Schulen und Bildungshäusern ausgerichtet ist.
Martin werden Aufgaben als Pförtner, Küster und Pfarrsekretär übertragen.
Eigentlich will Martin dieser Gemeinschaft sein Leben lang angehören. Aber er lernt seinen ersten Freund kennen und tritt nach achtjähriger Zugehörigkeit aus der Glaubensgesellschaft aus.
Martin erfährt, dass an Münsters Marktkirche St. Lamberti die Stelle eines Küsters freigeworden ist. Er bewirbt sich und bekommt trotz Vorbehalte - er ist Rheinländer und kein Westfale - diese Arbeitsstelle.
Münster wird nunmehr sein neuer Lebensmittelpunkt. Mit seiner Hündin Waltraud - einer Promenademischung - lernt er schnell Münster und Umgebung kennen.
Der Beruf des Küsters - auch Sakristan oder Messner genannt - bietet ein vielfältiges Aufgabengebiet: Vor- und Nachbereitung einer Messe, Messgewänder herrichten, das automatische Glockengeläut einstellen, die Kirchentüren auf- und abschließen, auf die Ordnung der Besucher achten usw. Und auch für St. Ludgeri ist Martin als Küster zuständig. Während die Glocken von St. Lamberti per Computer gesteuert werden, wird die Glocke von St. Ludgeri jeweils durch Knopfdruck an- und abgestellt. Ein Küster ist die gute Seele eines Gotteshauses.
Martin lernt Jochen bereits vor circa 19 Jahren kennen. Jochen war zuvor früh Witwer geworden, als seine Frau vor 30 Jahren starb. Sie werden Freunde und haben immer mal wieder Kontakt.
Im März 2017 stirbt nach einer siebenjährigen Beziehung Martins Lebenspartner. Im April des gleichen Jahres verstirbt der Lebensgefährte von Jochen. Durch diese gemeinsamen Schicksalsschläge kommen sie sich näher und beschlossen, zusammen zu ziehen. Jochen hat aus seiner Ehe zwei inzwischen erwachsene Kinder und ist junger Großvater von zwei Jungen.
Wie fühlst Du Dich als Rheinländer in Münster?
Zuerst einmal in Westfalens Hochburg wie ein Fremdkörper, aber nach fast 21 Jahren habe ich mich so an einiges hier gewöhnt. Eine der ersten Willkommensgrüße war: Na, dass sie als Rheinländer hier arbeiten, ist auch ein Wunder.
Wie steht's mit Deinen Hobby?
Leider habe ich durch den Beruf dafür wenig Zeit. Aber in Mußestunden mache ich viel mit Lego. Vor allem ,Lego-Technik' und ,Lego für Erwachsene' haben es mir angetan. Im Laufe der letzten vier Jahre hat sich da so einiges angesammelt.
Ein Wunsch für Münster?
Jeder möge sich immer wieder daran erinnern, dass Menschen sich in ihrer Vielfalt zeigen und auch so angenommen und akzeptiert werden möchten. Münster sehe ich als weltoffene Stadt.
Bist Du Karnevalist?
Ab und an vermisse ich gerade bei Veranstaltungen wie Karneval oder Feste die lockere Fröhlichkeit der Rheinländer.
Wie verhalten sich Besucher in Lamberti?
Auch hier gibt es viele unterschiedliche Begegnungen. Vielen Besuchern denken, Lamberti sei der Dom und suchen die Astronomische Uhr oder den Bischofsstuhl. Bei Stadtfesten oder beim Weihnachtsmarkt kann es auch vorkommen, dass die Leute sich mit Bratwurst oder Glühwein in die Kirche setzen und erstaunt sind, das ich sie nach draussen bitte.
Ein Erlebnis, eine Anekdote?
Da gab es etliche Geschichten. Gerade bei meiner Arbeit gibt es so einige Erlebnisse. Mal lustige, aber auch nachdenkliche Geschichten.
So kam an einem Sonntag (im Dom war Priesterweihe) eine Dame in die LambertiKirche. Sie lud einige Präsente in der Sakristei ab. Ging schweigend raus und kam mit weiteren Geschenken zurück. Darauf hin angesprochen, meinte sie, die Dinge seien für die gerade geweihten Neupriester. Als ich ihr sagte, dass hier nicht der Dom sei, schaute sie mich wütend an und fragte, warum dies nicht an der Eingangstür geschrieben sei.
Eine Abneigung?
Abneigung gegen Gewalt, Mobbing und Verletzungen anderer Menschen durch jegliche Art.
Deine Lieblingsspeise?
Im Grunde genommen esse ich alles. Nur Rosenkohl muss nicht unbedingt auf dem Teller liegen.
Wie denkst Du über Krankheit und Tod?
Krankheit und Tod sind mir in meinem Leben schon öfters begegnet. Beides gehört für mich dazu. Natürlich hat mir der Tod meines Lebensgefährten In 2017 sehr zu schaffen gemacht.
Was ist das Besondere, Lamberti-Küster zu sein?
Eigentlich die Vielzahl von verschiedenen Aufgaben. Und da ich seit 2-3 Jahren auch für Ludgeri und Servatii zuständig bin, sind die Aufgaben mehr und noch vielfältiger geworden. Allein ist es manchmal kaum zu schaffen, deshalb gehören zum Team noch ein weiterer hauptamtlicher Küster und fünf nebenamtliche Küster. Erforderlich und wichtig ist der Austausch mit den Kollegen.
Betest Du?
Nicht regelmäßig, keine festen Gebete. Aber immer mal wieder, aber auch kleine Stossgebete.
Das Schönste für Dich?
Das ist für mich jeder Tag, den ich mit meinen Mann und den Tieren verbringen darf. Dann freue ich mich über die Begegnungen mit anderen netten Menschen.
Wovon träumst Du?
Natürlich habe ich meine Träume und natürlich auch solche, die sich nie erfüllen lassen. Da wäre zum Beispiel ein fetter Lottogewinn. Ein weiterer, wohl nie erfüllbarer Traum ist das Haus im Grünen mit viel Platz auch für die Hunde.
Martin Jaspers habe ich als einen fröhlichen, aufgeschlossenen Menschen kennengelernt. Ein kleiner Schwatz beim Hundespaziergang ist dabei eine schöne und angenehme Bereicherung. Und wenn dann Jochen, sein Lebenspartner, mit den zwei Möpsen Henry und Lilly dabei ist, gibt es immer etwas zu lachen und zu erzählen.
Martin lebt in meiner etwas weiteren Nachbarschaft. Er gehört zu den Menschen, mit denen man gern Kontakt pflegt.
Quellen
Text und Idee: Henning Stoffers
Abbildungen, soweit nicht anders benannt: Martin Jaspers