den Namen Adam Riese verbinde ich nicht nur mit dem Rechenmeister aus dem 16. Jahrhundert, sondern inzwischen auch mit dem quirligen münsteraner Showmaster, der ebenfalls - wie früher sein Namensvetter - Mathematiker ist.
Von seiner Kindheit, Jugend und seinem Beruf und Weg zum Showmaster erzählt dieser Beitrag.
Ihr Henning Stoffers
Adam Riese und ich haben eine Gemeinsamkeit: unsere Verbundheit mit Münster, die jeder auf seine besondere Art öffentlich macht. Und so liegt es auch auf der Hand, über ihn und seinen Lebensweg zu schreiben.
Adams Wohnung liegt unweit der Josephskirche und dem vor vielen Jahrzehnten abgerissenen Haus Südstraße 100. Dort, am heutigen Südpark - ehemals Standort einer Kaserne -, verbrachte ich in den 1950er Jahren meine Jugendzeit. Viele Erinnerungen verbinden mich mit dem Südviertel.
1966 Geburt in Osnabrück
1970 Adam wird Münsteraner
1989–95 Adam studiert fleißig Mathematik an der WWU zu Münster.
Tätigkeiten seit 1982:
Sänger, Moderator, Organisator, Barkeeper, Disjockey, Autor, Vorleser, Webseitenbetreiber und Showmaster, Abteilungsleiter bei einem IT-Unternehmen.
Wenn man viel mehr über Adam Rieses Leben lesen möchte, empfehle ich seine Webseite Adam Riese Münster.
Wie bist Du aufgewachsen?
Ich bin sehr wohlbehütet aufgewachsen. Mein Vater war Professor für Bauwirtschaft an der Fachhochschule Münster. Meine Mutter arbeitete bei einer Bank. Sie gab aber ihren Beruf auf, um für uns fünf Kinder dazusein. Am 13.7.1970, es war ein Freitag, zogen wir in die Finkenstraße im Kreuzviertel.
Warum bekamst Du den Namen ,Adam'?
Mein Vater und auch seine Schwestern wurden immer Adam genannt. Der Vorname des allseits bekannten Mathematikers Adam Riese war einfach zu verlockend. Und als ich dann geboren wurde, war es nur naheliegend, mich Adam zu nennen.
Wie waren Deine Kinder-, Schul- und Unijahre?
Ich war das jüngste von 5 Kindern. Glücklich erlebte ich meine Kinderjahre. Zunächst ging ich in die Kreuzschule, dann auf das Schillergymnasium. Ich war stinkefaul, und so verlängerte sich meine Schulzeit um 2 Jahre. Während ich in der Schule Höchstnoten im negativen Sinne erreichte, hatte ich in der Uni die Traumnote 1.
Meinen Zivildienst leistete ich im OP der Uni-Kliniken ab. Ich arbeitete in den OPs der Kinderchirurgie, Gynäkologie, Orthopädie, Neurochirurgie, Herzchirugie und in der Urologie. Als Nichtmediziner war ich in Gesundheitsfragen ziemlich fit. Heute überlasse ich medizinische Fragen meiner Frau, die Gynäkologin ist. Nach meinem Mathematikstudium ging ich zur GAD (heute Fiduzia & GAD) und bin dort Abteilungsleiter. So habe ich mit dem alten Adam Riese nicht nur die Gleichheit des Names, sondern auch die berufliche Verbundenheit als Mathematiker.
Was ist Dir besonders wichtig?
Menschen. Menschen sind das Wichtigste.
Wie siehst Du die Weltlage?
Wir haben kritische Zeiten. Menschen wie Trump, Kim Jong-Un, Erdoğan und andere Populisten oder Diktatoren sind an der Macht. Sie schüren Ängste, verbreiten Unwahrheiten und haben keine Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Meine Frau stammt aus der Türkei. Trotz der politischen Situation reisen wir weiter in ihre Heimat. Die Menschen, die wir dort kennen, lassen wir nicht im Stich. Ich bin besonders froh, in einer Stadt zu leben, in der der AFD-Zuspruch gering ist.
Leidest Du unter Lampenfieber?
Eigentlich nur dann, wenn ich etwas zum ersten Mal mache. Ansonsten hilft mir meine Routine. Und es gibt Rituale: Vor einem Auftritt laufe ich morgens durch den Südpark. Während des Dauerlaufs gehe ich Punkt für Punkt meine Moderation durch. Um 17 Uhr bin ich dann in der Cloud. Es macht gute Laune, dort der Band beim Proben zuzusehen. Um 18 Uhr wird mit allen Beteiligten gegessen. Meine Frau kocht für alle zuhause und liefert's in die Cloud.
Deine Lieblingsspeise - Dein Getränk?
Ich trinke für mein Leben gern Orangina. Ich mag besonders Lammkoteletts und mit Linsen gefüllte Tomaten.
Deine Vorlieben und Abneigungen?
Kultur: gute Musik, Literatur und gutes Theater. Ein Grauen sind mir schlechte Musik, Literatur und schlechtes Theater. Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit gehören zu meinen Abneigungen.
Welche Wünsche hast Du?
Mit meiner Adam Riese Show konnte ich vor zwei Jahren das 10-jährige Bühnenjubiläum feiern. Dabei waren Lisa Feller, Markus Lewe und Kommissar Overbeck, alias Roland Jankowsky. Ich wünsche, auch das 20-jährige Jubiläum feiern zu dürfen.
Was wünscht Du Münster?
Bitte das Ursprüngliche, so wie es ist, weitgehend belassen und erhalten, wie zum Beispiel das Hafenviertel. Kaputt gentrifizieren ist eine große Gefahr. Und möge die AFD unter 5 % bleiben.
Wie lebt es sich im Südviertel?
Einfach großartig. Das Südviertel liegt fußläufig zur Innenstadt, der Bahnhof ist nicht weit, und wir haben den wunderbaren Südpark. Das Viertel hat einen eigenen Charakter mit der Hammer Straße als Zentrum.
Möchtest Du bei Deinen Gäste mehr in die Tiefe gehen?
Mein Gast steht im Mittelpunkt der Show, er bringt seine Biographie mit. Ältere Menschen schöpfen aus ihrem langen Leben und können viel erzählen, wie zum Beispiel Antje Vogel. Neben Anekdotischem gehört auch Ernsthaftes zur Show, wenn zum Beispiel Annette Benjamin von ihrem in das KZ Sachsenhausen deportierten Großvater erzählt.
Gab es Pannen in den Shows?
Für einen Lacher sorgte ich, als ich in einer der ersten Shows in der Cloud meine Zuschauer mit: ,Herzlich willkommen im Pumpenhaus' begrüßte. Ansonsten hatte ich bisher Glück, aber wer weiß, was noch kommen mag.
Hast Du etwas in Deinem Leben falsch gemacht?
Das Wesentliche habe ich richtig gemacht. Insbesondere bei meinen Lebensentscheidungen habe ich nicht danebengelegen.
Ist die Cloud der ideale Veranstaltungsort?
Unbedingt. Das Pumpenhaus war immer überfüllt. Die Menschen mussten teilweise auf den Treppen sitzen. Die Cloud hat den großen Vorteil, dass ausreichend Platz vorhanden ist und dass im nahen Umkreis meinen Gästen eine vielfältige Gastronomie geboten wird.
Was möchtest Du nicht sagen?
Ich verrate auch Dir nicht meine Schulnoten.
Dein Wort zum Schluss
Unsere Stadt hat viele tolle Menschen hervorgebracht. Künstler, Musikschaffende, Kreative und interessante Menschen, so dass mir meine Gäste nicht ausgehen werden.
Adam Riese verkörpert ein gutes Stück Münster. Er ist nicht nur witzig, sondern verrät im Gespräch Ernsthaftigkeit und Tiefgang. Seine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimatstadt kommt immer wieder zum Ausdruck.
Was wäre Münster ohne ihn? Es würde etwas fehlen, was unsere Stadt ausmacht.
Quellen
Fotos: siehe Bildunterschriften und Adam Riese
Text und Idee: Henning Stoffers