Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Resonanz auf die vorangegangene Bildgeschichte ,Vor 50 Jahren...' war unerwartet groß, so dass nun ein zweiter Teil folgt.

 

Die Fotografien - überwiegend Amateuraufnahmen - zeigen Münster aus verschiedenen Blickwinkeln. Sie sehen Bilder von Veranstaltungen, aus der Arbeitswelt und ganz alltägliche Straßenszenen. Erinnert wird u.a. an den ,Fall Blomert-Weigand', der damals Gesprächsthema Nummer eins war.

 

Ihr Henning Stoffers


Vor 50 Jahren... Teil 2

Ende 1950er Jahre. Wochenende am Aasee. Ein warmer Frühlingstag. Das schöne Wetter lockt die Menschen zum Aasee.

Zeitungswerbung 1955
Zeitungswerbung 1955

1958: Diebe beim Sommerschlussverkauf

Aus aktuellem Anlass warnt die Polizei vor Taschendieben. Der Andrang in den ersten Tagen des Ausverkaufs kann so stark sein, dass es Dieben gelingen kann, den Hausfrauen die Geldbörsen stehlen zu können. Der Einsatz der Kriminalpolizei wird verstärkt.

Das Landgericht in den 1970er Jahren
Das Landgericht in den 1970er Jahren
Am Cheruskerring
Am Cheruskerring
Arbeitskameraden
Arbeitskameraden

Der ,Fall Blomert-Weigand' Teil I-IV

Paul Blomert war Rechtsanwalt in der Kanzlei des Oberbürgermeisters Dr. Busso Peus. 1961 erschoss er sich. Aufgefunden wurde er mit seinem Gewehr im Arm. Der herbeigerufene Chefarzt des Clemenshospitals Dr. Tiwisina fand ihn noch lebend mit einer Ein- und Ausschusswunde am Kopf vor. Auf der Fahrt zum Krankenhaus verstarb Blomert. Auch der Gerichtsmediziner Dr. Rohlfing stellte - wie Dr. Tiwisina - die gleichen Verletzungen fest. Eine Obduktion unterblieb.

 

Das Interesse an einer diskreten Behandlung des Suizids war insbesondere für die Anwaltskanzlei Peus und für Blomerts Ehefrau groß. Sie wollten das Ganze als einen Unglücksfall behandelt wissen.

Gelbe Madonna auf der Salzstraße 1987 - Katharina Fritsch
Gelbe Madonna auf der Salzstraße 1987 - Katharina Fritsch

Der Fall ,Blomert-Weigand' Teil II-IV

Es gab drei Abschiedsbriefe. Sein Vater und seine Brüder vermuteten jedoch einen Mord, der vertuscht werden sollte, denn es gäbe - behaupteten sie - mehrere Einschusswunden. Auch meinten sie, dass Details aus seinem beruflichen und ehelichen Umfeld vertuscht werden sollten.

 

Dr. Günter Weigand war Dipl. Volkswirt und stand damals mit vielen Behörden und Gerichten auf ,Kriegsfuß'. Seine Lebensaufgabe sah er darin, Mitmenschen in jeglicher Not beizustehen. Blomerts Vater und Brüder beauftragten ihn, sich der Sache anzunehmen. Ein hiesiger Anwalt war nämlich für eine Interessenvertretung nicht zu gewinnen.

 

Weigand begann öffentlichkeitswirksam auf die aus seiner Sicht schlampig durchgeführten Untersuchungen hinzuweisen. Er verteilte Flugblätter, und das Interesse an dem vermeintlichen Skandal eines vertuschten Mordes wuchs bundesweit. Prominente, wie Heinrich Böll, stellten sich an Weigands Seite. Seine Mordtheorie untermauerte Weigand mit Verdächtigungen der Witwe, der Polizei und der Justizbehörden.

Der Pferdestall am Drubbel
Der Pferdestall am Drubbel
Salzstraße
Salzstraße

Der Fall ,Blomert-Weigand' Teil III-IV

Die Witwe kam einige Tage in Untersuchungshaft - sie hätte den Abschiedsbrief an den Vater unterschlagen -, der Leichnam Blomerts wurde ein Jahr später exhumiert und untersucht - es ergaben sich keine neuen Erkenntnisse. Widerstände begegnete Weigand mit immer heftigeren Beleidigungen und Verleumdungen.

 

Der Generalstaatsanwalt des Oberlandgerichtes Hamm schaltete sich ein. In einer Presseverlautbarung gab er eine umfangreiche Darstellung der Vorkommnisse ab. Gegen Weigand erging ein Haftbefehl. Die Einweisung in eine Heilanstalt außerhalb NRW wurde verfügt, um zu klären, ob er zurechnungsfähig ist und für sein Handeln strafrechtlich belangt werden kann.

Salzstraße - Blick auf das Kino Schauburg und Karstadt (heute Stadtmuseum)
Salzstraße - Blick auf das Kino Schauburg und Karstadt (heute Stadtmuseum)

Der Fall ,Blomert-Weigand' Teil IV-IV

1965 wurde der Fall Weigand vor dem Landgericht Münster verhandelt. Die Mordtheorie wurde schnell als abwegig beschieden. Weigand erhielt für seine Beleidigungen und Verleumdungen eine Freiheitsstrafe von 2 Jahren.

 

Der Fall hatte bundesweit große Wellen geschlagen. Auch Jahre nach dem Prozess vor dem Landgericht gab es weitere gerichtliche Auseinandersetzungen. Dabei ging es um die gestellte Diagnose einer ,exzessiven Querulanz' Weigands, die zu dessen Verurteilung führte. Letztlich wurde die Gefängnisstrafe höchstrichterlich als unrechtmäßig beurteilt. Das Gutachten sei aus Gefälligkeit für die Justizbehörden erstellt worden, um ihn kalt zu stellen.


Oberbürgermeister Dr. Busso Peus wurde 1964 nicht wiedergewählt. Auch ein Ratsmandat erhielt er nicht.

Send 1984
Send 1984

1958: Fußgängertunnel unterm Prinzipalmarkt

Im Bauausschuss beklagte Dr. Deckwitz Münsters Verkehrssituation. Die Verkehrsdisziplin der Fußgänger sei schlecht. Er regte einen Fußgängertunnel zwischen der Salzstraße und der anderen Seite des Prinzipalmarktes an.

Karneval 1970er Jahre
Karneval 1970er Jahre
WN 1955
WN 1955
Gildenstube Neubrückenstraße
Gildenstube Neubrückenstraße
Zeppelinstraße Richtung Gefängnis
Zeppelinstraße Richtung Gefängnis

Der Hafen um 1960 - Foto Cekade
Der Hafen um 1960 - Foto Cekade
Holländische Jahrmarktorgel vor der Dominikanerkirche
Holländische Jahrmarktorgel vor der Dominikanerkirche
Mauritzstraße - unten Mitte Kiffe
Mauritzstraße - unten Mitte Kiffe
An der Schleuse
An der Schleuse
Die alte Maximbar an der Wasserstraße-Neubrückenstraße
Die alte Maximbar an der Wasserstraße-Neubrückenstraße
Die Maximbar ist verschwunden...
Die Maximbar ist verschwunden...
Nordstraße 31
Nordstraße 31
Filmprogramm 1955
Filmprogramm 1955

1966: Gegen Vergewaltigung der Natur

In den Bahnhofsgaststätten tagte Münsters Tierschutzverein. Man prangerte die Intensivhaltung von Nutztieren als unverantwortliche Tierquälerei an.18 Hühner auf einem Quadratmeter: ein Huhn hat Platz auf einer halben Schreibmaschinenseite. Die Kälber stehen auf Rosten und werden flüssig ernährt, um weißes Fleisch zu erzeugen. Und heute...

Werbung 1970
Werbung 1970
Weihnachtsmarkt 1973
Weihnachtsmarkt 1973
Alter Steinweg - Ecke Asche
Alter Steinweg - Ecke Asche
Voßgasse
Voßgasse

Quellen

Text: Henning Stoffers

Fotos: Sammlung Henning Stoffers