Um 1900 stand auf dem Prinzipalmarkt, direkt bei der Gaststätte Stuhlmacher, ein seltsames, schmuckes Bauwerk. Etwas 3-4 Meter hoch, reich verziert und verschnörkelt. Ein kleines Türmchen mit einer Wetterfahne bildete den Abschluss.
Lange wurde gerätselt, um was es sich handeln könnte. Auch eine Nachfrage beim Stadtmuseum blieb erfolglos. War es eine Art Litfaßsäule, ein besonders prächtiger Briefkasten der Kaiserlichen Post oder vielleicht ein Brunnen, von dem niemand wusste?
In unserer Rubrik ‚Hilfe‘ wurde gefragt, ob jemand Näheres weiß. Vor einigen Tagen meldete sich ein Besucher und gab den entscheidenden Hinweis. Es sei eine Wettersäule und diese hätte nur wenige Jahre auf Münsters Prinzipalmarkt gestanden.
Walter Werland berichtet über die Wettersäule:
Ein Philologe es Paulinums errichtete das ,Wetterhäuschen', das im Zusammenhang mit seinem Namen steht: ,Püningsches Wetterhäuschen'. Schön sei es nicht mit seinem ,aufgeforsteten' Äußerem gewesen, aber sehr praktisch. Alles das, was früher über die Wetterprognosen möglich gewesen sei, konnte abgelesen werden.
Wer der Betreiber war - vielleicht der Verkehrsverein? -, wie die Säule ausgestattet war oder wer die Finanzen bereitstellte, konnte bisher nicht herausgefunden werden. Nur alte Ansichtskarten und Fotos sind Zeugen dieser Einrichtung.
In den 20er Jahren wurden eine 12-seitige Broschüre vom Verkehrsverein Münster aufgelegt. Der Titel: Unsere Wettersäule: Leichtfassliche Beschreibung des Instruments. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dieser Abhandlung um unsere Wettersäule vom Prinzipalmarkt. Leider ist die Broschüre nirgends erhältlich oder einsehbar.
Vor mehr als 120 Jahren gab es einige kleinere Unternehmen, die darauf spezialisiert waren, Wettersäulen zu bauen und zu vertreiben. Der Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts und die beginnende Technisierung führten dazu, dass in vielen Städten Wetterstationen aufgebaut wurden. Ziel war es, die Stadt zu verschönern und den Fremdenverkehr anzukurbeln. So wurde es in den Verkaufsprospekten beschrieben.
Die Säulen waren mit einer Vielzahl von meteorologischen Instrumenten bestückt. So konnte der Betrachter sich ein Bild vom Wettergeschehen machen. Die Herstellung war sehr aufwendig. Der Baukörper wurde aus Eisen oder Bronze - z.B. im Renaissance-Stil - gegossen und filigran bearbeitet. Ein steinernes Fundament musste zusätzlich errichtet werden.
Einige wenige Wetterstationen haben die Jahrzehnte unbeschadet überdauert oder wurden restauriert.
Näheres finden Sie unter www.wettersaeulen-in-europa.de.
Walter Schröer aus Kinderhaus schreibt:
... Mein alter Chef, Jos. Viehoff, damals schon 80 Jahre alt, hat viel davon gesprochen. In ihr war ein Barometer, Hygrometer und Thermometer sowie auch ein Barograph untergebracht.
Die Firma Lambrecht stellte diese Geräte her und die Instrumente mussten wöchentlich gewartet werden. Ein ähnliche, aber kleinere Station hatte ich als Lehrling auf dem Marktplatz von Telgte warten müssen.