Die Reklame, heute Werbung, ist nicht eine Erfindung der Neuzeit. Schon in der Antike warben Marktschreier um die Gunst der Käufer. So richtig begann der Werbeboom in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teilweise betrug der Werbeanteil 80 Prozent einer Zeitung. In Münster war das natürlich nicht anders.
Auf dieser Seite sehen Sie einige wenige Werbeanzeigen aus den Jahren 1910 bis 1930. Überwiegend stammen sie aus der Zeitschriftenreihe 'Das schöne Münster'. Teilweise sind die Anzeigen grafisch anspruchsvoll gestaltet, andere wiederum treten in einem schlichten und einfachen Erscheinungsbild auf.
Der 3-sitzige Sperber - gebaut in Hameln - war schon für 4.000 Mark zu haben. Aber wer konnte ihn sich leisten? - Nur Autos zu verkaufen, das war für den Bestand des Unternehmens nicht ausreichend. Man brauchte weitere Standbeine. Also wurden neben Fahrrädern sonstige mechanische Produkte angeboten. Auch damals gab es schon einen Kauf auf Pump. Und ein Auto konnte für 40 Pfennig pro Kilometer geliehen werden.
Diese schmucke, architektonisch kreativ gestaltete Tankstelle stand am alten Schützenhof an der Hammer Straße. Es fällt auf, das ein Firmenemblem fehlt. Wozu auch, eine richtige Konkurrenz war noch nicht in Sicht.
Als besonderer Service und als Blickfang dürfte damals die weithin erkennbare Uhr gewesen sein.
Im unteren Teil der Anzeige werden die Produkte eher etwas schlicht vorgestellt. Aber es gab 2 Telefonanschlüsse: für Orts- und für Ferngespräche.
Hermann Hettlage gründete 1896 sein erstes Textilhandelshaus in Münster. Mitte der 90er Jahre wurde Hettlage von der Wehmeyer-Kette übernommen. 2008 musste Wehmeyer das Geschäft aufgeben.
Welcher älterer Münsteraner kennt Hettlage nicht. Generationen von Familien wurden dort eingekleidet. - Auch ich als Heranwachsender kam in den Genuss, sofern nicht zu meinem Leidwesen die alten Sachen meines Bruders aufgetragen werden mussten. Aber nach dem Einkauf gab's einen Bienenstich im Café Pohlmeyer nebenan. Das war das Höchste.
Es war alles genauestens geregelt: Die Damen und Herren durften sich absolut nicht ins Gehege kommen, daher getrennte Badezeiten. Inwieweit Kinder oder Schulklassen das Schwimmbad nutzen konnten, ist in der Anzeige nicht beschrieben.
Zum Beheizen des Wasser und der Dampfbäder gab es ein angegliedertes Heizwerk mit einem hohen Schornstein. Die Badeanstalt am Zoo wurde im Krieg zerstört. Heute ist an dieser Stelle ein modernes Hallenbad errichtet. Das Bad an der Wolbecker Straße existert nicht mehr.
Das gab's bereits in den 20er Jahren: Tägliche An- und Abflüge von Münster-Loddenheide.
In 25 Minuten nach Dortmund und in nur 20 Minuten nach Osnabrück. Und nach Frankfurt dauerte es lediglich mit Umsteigen in Dortmund 2 Stunden. Heute geht es nicht schneller, eher langsamer, rechnet man die Abfertigungszeiten oder die Verspätungen der Deutschen Bahn ein.
Auf Loddenheide fanden in den 30er Jahren einige große Flugveranstaltungen statt. 1930 landete hier der Zeppelin.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Bier von den meisten münsterschen Schankgaststätten selbst gebraut. Fast jede Gaststätte hatte ihr eigenes Bier!
Als um 1890-1900 die münsterschen Großbrauereien - die Germania Brauerei und die Brauerei Westfalia - entstanden, stellten mehr und mehr Schankgaststätten ihren Braubetrieb ein.
Auswärtige Brauereien, insbesondere aus Dortmund, machten in den späteren Jahren dem hiesigen Braugewerbe starke Konkurrenz. In der Anzeige beider münsterschen Brauereien - bislang waren sie ebenfalls Konkurrenten - wird darum geworben, münstersches Bier zu trinken.
Der Mathäser: Ein bekanntes Lokal am Roggenmarkt.
Es war nicht unüblich, dass größere Gaststätten auch einen Bierverlag unterhielten. Der Mathäser vertrieb Biere von Löwenbräu. Die Gaststätte Stuhlmacher hatte z.B. eine Vertretung der Pschorr-Brauerei.
Auf der Speisekarte gab es auch Rheinaale. Sie wurden damals neben dem Lachs aus dem Rhein gefischt.