eine der ältesten Schulen Deutschlands ist in Münster zuhause: das Paulinum. Eine lange Geschichte; viele bekannte Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben drückten hier die Schulbank.
Dieser Streifzug führt Sie durch die Geschichte der Schule.
Ihr
Henning Stoffers
In der Nähe des Doms - nahe am Horsteberg und der Aa - lag im 6. Jahrhundert die kleine sächsische Siedlung Mimigernaford, aus der später einmal Münster werden sollte. Im Jahre 793 gründete Liudger an dieser Stelle ein Kloster, das er dem Heiligen Paulus weihte. Mit der Gründung des Klosters war auch die Einrichtung einer Domschule verbunden. Aus dieser Namensgebung des Klosters entstand auch der Name der Schule:
schola paulina
Aus der kleinen Klosterschule entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine führende Bildungsanstalt mit humanistischer Ausrichtung für den norddeutschen Raum.
Fast 200 Jahre führten die Jesuiten das Paulinum mit der Bezeichnung Collegium Monasterium. Als ihr Orden im Jahre 1773 aufgelöst wurde, konnte Franz von Fürstenberg - Minister des Fürstbischofs - grundlegende Reformen durchführen. Es war die Epoche der Aufklärung. Zudem lehrten etliche ehemalige Lehrer an der neuen Universität, und so konnte das Paulinum aus dieser Konstellation zusätzlichen Nutzen ziehen. Durch neue Unterrichtsfelder und das Erproben neuer Lerninhalte erhöhte sich das Lehr- und Bildungsniveau.
Auch schon vor 100 Jahren wurde penibel Statistik geführt. Ob Durchschnittsalter der Klassenjahrgänge, Konfession oder Staatsangehörigkeit, alles kam in den Bericht für die übergeordnete Schulbehörde. Erstaunlich ist die geringe Anzahl evangelischer Schüler. Es waren nur 11 Schüler - mithin lediglich 2 % der Gesamtschülerzahl - obwohl der Bevölkerungsanteil der evangelischen Christen in Münster bei etwa 25 % lag. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass dieser Bevölkerungsanteil sich weitgehend aus preußischem Militär- und Verwaltungspersonal zusammensetzte. Man zog das evangelisch ausgerichtete, humanistische Schillergymnasium vor.
Westfalen wurde 1815 preußisch, und Münster bekam den Status einer Provinzialhauptstadt. Das Paulinum blieb bis 1974 staatliches Gymnasium und war weiterhin richtungsweisend, wenn neue Lerninhalte für andere Schulen zu erproben waren.
Ein Blick in den Abiturjahrgang 1912 zeigt eine hohe Zahl von Abgängern, die Theologie studieren wollten - es sind 19 von 43 Abiturienten. Hier zeigt die Schule ihre Nähe zur katholischen Kirche und zur humanistischen Ausrichtung.
1943 zerstörte der Bombenkrieg das Schulgebäude und die Petrikirche. Von 1946 bis 1957 war das Paulinum Gast im Gebäude des Schillergymnasiums. Nach der Grundsteinlegung 1954 konnte die Schule 1957 in den modernen Neubau am Stadtgraben umziehen.
Auch heute ist das Paulinum eines der führenden Gymnasien Nordrhein-Westfalens. Die Einrichtung ist eine der wenigen Europaschulen geworden. Eine Auszeichnung, die von großer Bedeutung ist, und sie auch für künftige Schulgenerationen attraktiv macht.
Auf besondere Weise haben sich an dieser Schule alte Tradition und Moderne verbunden.
Die Liste wäre allzu lang, wenn die vielen verdienten Lehrer und Schüler genannt werden sollten. Nur einige berühmte Pauliner werden an dieser Stelle aufgeführt:
Da gab es den Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen - genannt ,Bomben-Bernd' - , der aus einer protestantischen Familie stammte, dann aber nach einer blutigen Fehde auf dem Domplatz in katholische Erziehung geriet, ...mit den bekannten Folgen. Dann ist Everhard Alerdinck zu erwähnen, der den berühmten, detailreichen Vogelschauplan Münsters schuf. Weiter ist an Hermann von Kerssenbrock zu erinnern, der die Geschichte der Täufer schrieb.
Der wegen seiner Sparmaßnahmen unbeliebte Reichskanzler Heinrich Brüning war Pauliner.
Zu nennen ist Gerhard Cromme, der lange Zeit Akzente als erfolgreicher Wirtschaftsführer setzte.
Hans Tietmeyer war langjähriger Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und später Bundesbankpräsident.
Peter Schamoni war bekannter Filmregisseur. Einer seiner Filme wurde in Münster gedreht: ,Alle Jahre wieder'.
Von Rudolf Breilmann stammt die Paulus-Statue am Paulinum. Viele seiner Kunstwerke sind in Münster und Umgebung zu sehen.
Und ein jüngerer Jahrgang ist zu nennen: Der international bekannte Dirigent Matthias Foremny.
Mit gesonderten Beiträgen erinnere ich an die bekannten Pauliner Franz Homoet und Professor Max Geisberg. - Und wenn Sie mehr übers Paulinum erfahren wollen, klicken Sie bitte hier.
Zuoberst ist die Abiturkarte von 1907 abgebildet. ,Feucht-fröhlichste Grüße' werden von einem Paui von Pfeffer ausgerichtet. Nach Veröffentlichung dieser Bildgeschichte wurde ich gefragt, ob es sich bei dieser Person um den späteren SA-Führer Franz Pfeffer von Salomon handeln könnte. In dem nebenstehenden Verzeichnis der Abiturienten von 1907 wird ein Franz Pfeffer von Salomon aufgeführt, und so kann diese Frage zweifelsfrei bejaht werden.
Quellen
Günther Jansen: Abiturkarten und Fotografien
Henning Stoffers: Text, Statistiken und einige Abbildungen