Liebe Leserin, lieber Leser,

Pan Walther war ein außergewöhnlicher Mensch und ein begnadeter Lichtbildner. Er porträtierte berühmte Zeitgenossen, setzte eindrucksvolle Landschaftsbilder in Szene und experimentierte spielerisch mit verschiedenen Gestaltungsmitteln. Auch zeitkritische Themen wurden künstlerisch in den Fokus genommen.

 

Mehr als die Hälfte seines Lebens wohnte Pan Walther in Münster. Und so handelt diese Bildgeschichte von seinem Leben und Wirken in unserer Stadt. Lassen Sie sich von seinen Bildern beeindrucken.

 

Ihr Henning Stoffers

 

PS

Alle Bilder sind durch Anklicken vergrößerbar.


Lichtbildner Pan Walther - Mit Licht bilden, malen

Teil 1: Leben und Wirken

Pan Walther - etwa 1980
Pan Walther - etwa 1980

Herkunft + Ausbildung

Christine Walther geb. Bellmann 1953
Christine Walther geb. Bellmann 1953

Pan Walther wurde 1921 in Dresden geboren. Leiblicher Vater war Siegfried Grünberg, aufgezogen wurde er jedoch von Fritz Walther. Seine Mutter war früh verstorben.

 

Mit 15 Jahren zog er zu seinem leiblichen Vater, der in Den Haag wohnte, und begann bei ihm eine fotografische Lehre. Seine künstlerische Veranlagung förderten in jener Zeit bekannte Fotografen. Er machte sich selbständig, zog zurück nach Dresden, besuchte die Fachschule für Photographie und war in den Jahren 1943 bis 1945 Soldat.

 

Pan Walther heiratete die Fotografin Christine Bellmann und bestand die Meisterprüfung. Mit seiner Frau Christine richtete er in Dresden eine Fotoschule ein.

Neue Heimat Münster

Franzis und Elin vor ihrer Baracke in Coerde
Franzis und Elin vor ihrer Baracke in Coerde

Aus politischen Gründen flüchteten die Walthers - Pan, Christine und die Kinder Franzis und Elin - aus der damaligen DDR. Ihre neue Heimat wurde Münster.

 

Zunächst stand ihnen  wegen der großen Wohnungsnot nur eine Baracke in Coerde zur Verfügung. Ein Fotoatelier wurde gegründet. Bereits 1951 unterrichte Pan Walther an der münsterschen Werkkunstschule.

Die erste Wohnung in Coerde
Die erste Wohnung in Coerde
Atelier Münzstraße 19 Anfang 1950er Jahre
Atelier Münzstraße 19 Anfang 1950er Jahre


Seine mehrfachen Umzüge innerhalb Münsters zeigte Pan Walther mit humorigen Grafiken an. Die obigen Abbildungen stammen von dem Grafiker Reinhard Herrmann, Dozent an der Werkkunstschule Münster und Schulbuchillustrator bei Aschendorff.

 

1955 starb unerwartet Christine Walther auf tragische Weise.

 

Das nebenstehende Foto zeigt seine 2. Frau Susanne, die ebenfalls Fotografin war, mit Franzis und Elin.

Die Töchter Franzis und Elin

Die Töchter Franzis und Elin 1956

Der Künstler Pan Walther

Selbstbildnis 1961
Selbstbildnis 1961

Pan Walther bezeichnete sich Zeit seines Lebens als Lichtbildner und so beschrieb er seine Tätigkeit mit dem Motto: ,Mit Licht bilden, malen.' Er malte seine Bilder virtuos mit Licht und Schatten, kreativ und künstlerisch ausdrucksstark (sh. Foto rechts).

 

Vom jeweiligen Motiv machte er eine Vielzahl von Aufnahmen, und zwar bei wechselnder Beleuchtung mit unterschiedlichen Blenden, Verschlusszeiten und Perspektiven, um später das beste Ergebnis auswählen zu können.

 

Viele prominente Politiker und Künstler ließen sich porträtieren, so zum Beispiel Willy Brandt, Johannes Rau, Otto Dix und Carl Orff. Und nicht zu vergessen: Tausende münstersche Familien und Personen fotografierte Pan Walther.

 

Pan Walther hat mit seinem Wirken dazu beigetragen, dass Fotografie als Kunst anerkannt wurde. Dieses Verständnis war gar nicht selbstverständlich, so dass damals Widersprüche nicht ausblieben.

Hugo Kükelhaus - Künstler, Tischler, Pädagoge - 1900-1984

Probeabzüge

Pan Walther auf Karnevalsfesten

Die legendären Karnevalsfeste des Architektenteams Rawe, van Hausen und Ruhnau fanden in einem Bauernhaus an der Weseler Straße (gegenüber vom alten ,Neuen Krug') statt.

 

Dort wohnten auch Hilke Duis und Joachim von Appen (schon damals wie auf einem Kotten). Beide waren als künstlerisches Urgestein mit der individuellen Ausstattung für die Szenekneipen - Blaues Haus, Cavete, Ziege, Schwarzes Schaf - verantwortlich. Ihre unverkennbare Handschrift bei der Ausstattung ist heute noch erkennbar.

Münsters Kunstszene und Pan Walther

1961
1961

Pan Walther war sehr engagiert in der ,Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks', von der er auch einige Jahre Vorsitzender war. So hatte er viele Kontakte und Freunde unter den Kunst-Handwerkern in Münster.

 

Pan Walther war auch Mitbegründer der Künstlergruppe ,Neue Gruppe Münster 60'. Sein Atelier in der Ludgeristraße war häufig Treffpunkt für trink- und essfreudige Versammlungen.

 

Jeden Samstag traf er sich um 14 Uhr mit Künstlern und Journalisten im Cafè Schucan. Groß war sein Freundeskreis. Wie ausgelassen er zu feiern verstand, zeigen die obigen Bilder verschiedener Karnevalsfeiern.

Keimzellen des Wolfgang-Borchert-Theaters (früher Zimmertheater)

Das Wolfgang-Borchert-Theater, damals hieß es Zimmertheater, hatte seine Anfänge in der Galerie ,Kleiner Raum Clasing' über Cafè Schucan und im Atelier Pan Walther in der Rothenburg 3.


Über Schucan: Herta Clasing übt Freies Tanzen für Kinder - Mitte der 1950er Jahre. An den Wänden: Porträtfotos von Pan Walther.

Pan Walthers Reisebilder

Seine Fotoreisen führten ihn durch viele Länder Europas. Hier eine kleine Auswahl.

Saintes-Maries-de-la-Mer mit dem später berühmt gewordenen Gitarristen Manitas de Plata - Frankreich 1956
Saintes-Maries-de-la-Mer mit dem später berühmt gewordenen Gitarristen Manitas de Plata - Frankreich 1956
Betende Pferde - Frankreich 1963
Betende Pferde - Frankreich 1963
Das Haus in Linneria bei Olympia Griechenland 1956
Das Haus in Linneria bei Olympia Griechenland 1956

Kritische Auseinandersetzung mit Themen der Zeit

In den 1980er Jahren inszenierte er sich selbst. Mit seinen überspitzten Selbstdarstellungen setzte er eigenwillige Akzente, wollte aufrütteln und provozieren.

Mit dieser Fotomontage zu den Skulptur Projekten 1987 in Münster setzt sich Pan Walther in Szene. Seine kritische Einstellung zeigt er auf humorige Weise. - Es ist das letzte Bild von ihm.

Pan übt für sein ,denkmal': Wider den Heldentod - 1983
Pan übt für sein ,denkmal': Wider den Heldentod - 1983
Ausstellung 1982
Ausstellung 1982
Auseinandersetzung mit dem Weltereignis ,Tschernobyl'
Auseinandersetzung mit dem Weltereignis ,Tschernobyl'
Auseinandersetzung mit der Politik. Als die ,Grünen' kamen
Auseinandersetzung mit der Politik. Als die ,Grünen' kamen

Der Mensch Pan Walther

Rückseitige Notiz: Rotes Hemd, gelber Schlips, grüne Jacke - 1957
Rückseitige Notiz: Rotes Hemd, gelber Schlips, grüne Jacke - 1957

Pan Walther war ein ,Energiebündel'. Ein Zeitgenosse bezeichnete ihn als ,Atombombe auf zwei Beinen'. Seine Tochter Elin beschreibt ihn als temperamentvollen, durchsetzungsstarken, einfühlsamen und treusorgenden Menschen. Dass Pan Walther als ,bekennender Heide' im katholisch konservativen Münster dennoch Anerkennung fand, sei besonders hervorzuheben.

 

Es fiel ihm leicht, Zugang zu anderen Menschen zu finden. So hatte Pan Walther Kontakte zu Politikern, Künstlern und vielen anderen Persönlichkeiten.

Pan Walther lehrte ab Mitte der 1960er Jahre als Dozent und später als Professor an der Werkkunstschule (später Fachhochschule) Dortmund. In jener Zeit entstand an der Fachhochschule eine eigene Abteilung für Fotografie.

 

Nach der Trennung von seiner zweiten Frau Susanne heiratete Pan Walther Renate Oertgen.

Selbstbildnis mit Renate Walther und Kinder Fridtjof und Eloa im Kotten Bombeck
Selbstbildnis mit Renate Walther und Kinder Fridtjof und Eloa im Kotten Bombeck
60. Geburtstag mit Franzis, Pan, Fridtjof, Renate, Eloa und Elin
60. Geburtstag mit Franzis, Pan, Fridtjof, Renate, Eloa und Elin

Die letzte Reise

Kein Arzt hätte Pan Walthers Reise durch Thailand befürwortet, denn sein Gesundheitszustand war nicht gut. In Bangkok endete seine letzte Reise. Dort verstarb er am 14.11.1987. Seine Leiche wurde auf See nach einer buddhistischen Zeremonie bestattet.

Pan Walthers Trauerfeier am Atelierskotten zwischen Havixbeck und Billerbeck, Bombeck 23 - Foto Evelyn Richter


Teil 2: Eine Bildauswahl

Auf dem Dach der Welt - Auf dem Dach des Stadttheaters mit Hilke Duis
Auf dem Dach der Welt - Auf dem Dach des Stadttheaters mit Hilke Duis
In der Ruine Clemenskirche mit Hilke Duis
In der Ruine Clemenskirche mit Hilke Duis
Das Paar - Hilke Duis und Joachim von Appen
Das Paar - Hilke Duis und Joachim von Appen
Victor Schamoni - Fotograf und Kameramann - Ältester Bruder der Filmemacher Peter, Thomas und Ulrich Schamoni
Victor Schamoni - Fotograf und Kameramann - Ältester Bruder der Filmemacher Peter, Thomas und Ulrich Schamoni
Selbstdarstellung aus dem Tschernobylzyklus
Selbstdarstellung aus dem Tschernobylzyklus
Austellung in der Cavete 1960
Austellung in der Cavete 1960

 Der Maler Paul Meersmann vor seinem Wandbild in der Cavete - neben ihm der Maler Benno Kersting. Heute ist von dem Kunstwerk leider

nichts mehr vorhanden.

Rechts die Rückseite der Fotografie mit den penibel dokumentierten Kameraeinstellungen.

1977
1977
Selbstporträt etwa 1980
Selbstporträt etwa 1980

Anmerkung und Dank

Auf der Ludgeristraße - Links Schwiegervater Karl Bellmann, Mitte Franzis Walther - Rechts neben Pan Walther ist der Schaukasten erkennbar
Auf der Ludgeristraße - Links Schwiegervater Karl Bellmann, Mitte Franzis Walther - Rechts neben Pan Walther ist der Schaukasten erkennbar

Ich erinnere mich an die Schaukästen in der Ludgeristraße und der Rothenburg, in denen Pan Walther großformatige Fotografien ausstellte. Die Faszination, die von den gezeigten Bildern ausgingen, war beeindruckend. Und so habe ich mich sehr gefreut, dass ich in diesen Tagen seine Tochter Elin Walther kennen lernen konnte.

 

Im 30. Todesjahr von Pan Walther ist es mir ein Anliegen, an diesen außergewöhnlichen Menschen zu erinnern.

 

Ohne die großzügige Unterstützung von Elin Walther hätte diese Seite nicht realisiert werden können. Ich danke für die Bereitstellung des Fotomaterials und für die vielen Informationen über Pan Walther und zu den Bildern.

 

Henning Stoffers - im Juni 2017


Zuschrift - 17.3.2021

Innerhalb meines Studiums der Fotografie von 1968-1973 habe ich, auch Sachse aber aus Leipzig, Pan als einen humorvollen und kritischen Geist kennen gelernt. - Ich kann mit Fug und Recht sagen - wir wurden Freunde.

 

Anbei sende Ich Ihnen eine Bild von Pan aus einer „Vorlesung“ - Grundlehre oder Fotografie Elementar - von 1969 an der damaligen Werkkunstschule Dortmund. Oft sagte Pan „Fotografie ist wie Tanzen“... 

 

Beste Grüße aus Dortmund

Wolfgang Schreier


Quellen

Pan Walther Photographien:

Austellungskatalog Kupferstich-Kabinett Dresden 1997

Text und Realisierung: Henning Stoffers

Fotografien:

Elin Walther aus privaten Beständen und dem Nachlass von Dr. Karl Bellmann