Pan Walther war ein außergewöhnlicher Mensch und ein begnadeter Lichtbildner. Er porträtierte berühmte Zeitgenossen, setzte eindrucksvolle Landschaftsbilder in Szene und experimentierte spielerisch mit verschiedenen Gestaltungsmitteln. Auch zeitkritische Themen wurden künstlerisch in den Fokus genommen.
Mehr als die Hälfte seines Lebens wohnte Pan Walther in Münster. Und so handelt diese Bildgeschichte von seinem Leben und Wirken in unserer Stadt. Lassen Sie sich von seinen Bildern beeindrucken.
Ihr Henning Stoffers
PS
Alle Bilder sind durch Anklicken vergrößerbar.
Pan Walther wurde 1921 in Dresden geboren. Leiblicher Vater war Siegfried Grünberg, aufgezogen wurde er jedoch von Fritz Walther. Seine Mutter war früh verstorben.
Mit 15 Jahren zog er zu seinem leiblichen Vater, der in Den Haag wohnte, und begann bei ihm eine fotografische Lehre. Seine künstlerische Veranlagung förderten in jener Zeit bekannte Fotografen. Er machte sich selbständig, zog zurück nach Dresden, besuchte die Fachschule für Photographie und war in den Jahren 1943 bis 1945 Soldat.
Pan Walther heiratete die Fotografin Christine Bellmann und bestand die Meisterprüfung. Mit seiner Frau Christine richtete er in Dresden eine Fotoschule ein.
Aus politischen Gründen flüchteten die Walthers - Pan, Christine und die Kinder Franzis und Elin - aus der damaligen DDR. Ihre neue Heimat wurde Münster.
Zunächst stand ihnen wegen der großen Wohnungsnot nur eine Baracke in Coerde zur Verfügung. Ein Fotoatelier wurde gegründet. Bereits 1951 unterrichte Pan Walther an der münsterschen Werkkunstschule.
Seine mehrfachen Umzüge innerhalb Münsters zeigte Pan Walther mit humorigen Grafiken an. Die obigen Abbildungen stammen von dem Grafiker Reinhard Herrmann, Dozent an der Werkkunstschule Münster und Schulbuchillustrator bei Aschendorff.
1955 starb unerwartet Christine Walther auf tragische Weise.
Das nebenstehende Foto zeigt seine 2. Frau Susanne, die ebenfalls Fotografin war, mit Franzis und Elin.
Die Töchter Franzis und Elin 1956
Pan Walther bezeichnete sich Zeit seines Lebens als Lichtbildner und so beschrieb er seine Tätigkeit mit dem Motto: ,Mit Licht bilden, malen.' Er malte seine Bilder virtuos mit Licht und Schatten, kreativ und künstlerisch ausdrucksstark (sh. Foto rechts).
Vom jeweiligen Motiv machte er eine Vielzahl von Aufnahmen, und zwar bei wechselnder Beleuchtung mit unterschiedlichen Blenden, Verschlusszeiten und Perspektiven, um später das beste Ergebnis auswählen zu können.
Viele prominente Politiker und Künstler ließen sich porträtieren, so zum Beispiel Willy Brandt, Johannes Rau, Otto Dix und Carl Orff. Und nicht zu vergessen: Tausende münstersche Familien und Personen fotografierte Pan Walther.
Pan Walther hat mit seinem Wirken dazu beigetragen, dass Fotografie als Kunst anerkannt wurde. Dieses Verständnis war gar nicht selbstverständlich, so dass damals Widersprüche nicht ausblieben.
Hugo Kükelhaus - Künstler, Tischler, Pädagoge - 1900-1984
Probeabzüge
Die legendären Karnevalsfeste des Architektenteams Rawe, van Hausen und Ruhnau fanden in einem Bauernhaus an der Weseler Straße (gegenüber vom alten ,Neuen Krug') statt.
Dort wohnten auch Hilke Duis und Joachim von Appen (schon damals wie auf einem Kotten). Beide waren als künstlerisches Urgestein mit der individuellen Ausstattung für die Szenekneipen - Blaues Haus, Cavete, Ziege, Schwarzes Schaf - verantwortlich. Ihre unverkennbare Handschrift bei der Ausstattung ist heute noch erkennbar.
Pan Walther war sehr engagiert in der ,Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks', von der er auch einige Jahre Vorsitzender war. So hatte er viele Kontakte und Freunde unter den Kunst-Handwerkern in Münster.
Pan Walther war auch Mitbegründer der Künstlergruppe ,Neue Gruppe Münster 60'. Sein Atelier in der Ludgeristraße war häufig Treffpunkt für trink- und essfreudige Versammlungen.
Jeden Samstag traf er sich um 14 Uhr mit Künstlern und Journalisten im Cafè Schucan. Groß war sein Freundeskreis. Wie ausgelassen er zu feiern verstand, zeigen die obigen Bilder verschiedener Karnevalsfeiern.
Das Wolfgang-Borchert-Theater, damals hieß es Zimmertheater, hatte seine Anfänge in der Galerie ,Kleiner Raum Clasing' über Cafè Schucan und im Atelier Pan Walther in der Rothenburg 3.
Über Schucan: Herta Clasing übt Freies Tanzen für Kinder - Mitte der 1950er Jahre. An den Wänden: Porträtfotos von Pan Walther.
Seine Fotoreisen führten ihn durch viele Länder Europas. Hier eine kleine Auswahl.
In den 1980er Jahren inszenierte er sich selbst. Mit seinen überspitzten Selbstdarstellungen setzte er eigenwillige Akzente, wollte aufrütteln und provozieren.
Mit dieser Fotomontage zu den Skulptur Projekten 1987 in Münster setzt sich Pan Walther in Szene. Seine kritische Einstellung zeigt er auf humorige Weise. - Es ist das letzte Bild von ihm.
Pan Walther war ein ,Energiebündel'. Ein Zeitgenosse bezeichnete ihn als ,Atombombe auf zwei Beinen'. Seine Tochter Elin beschreibt ihn als temperamentvollen, durchsetzungsstarken, einfühlsamen und treusorgenden Menschen. Dass Pan Walther als ,bekennender Heide' im katholisch konservativen Münster dennoch Anerkennung fand, sei besonders hervorzuheben.
Es fiel ihm leicht, Zugang zu anderen Menschen zu finden. So hatte Pan Walther Kontakte zu Politikern, Künstlern und vielen anderen Persönlichkeiten.
Pan Walther lehrte ab Mitte der 1960er Jahre als Dozent und später als Professor an der Werkkunstschule (später Fachhochschule) Dortmund. In jener Zeit entstand an der Fachhochschule eine eigene Abteilung für Fotografie.
Nach der Trennung von seiner zweiten Frau Susanne heiratete Pan Walther Renate Oertgen.
Kein Arzt hätte Pan Walthers Reise durch Thailand befürwortet, denn sein Gesundheitszustand war nicht gut. In Bangkok endete seine letzte Reise. Dort verstarb er am 14.11.1987. Seine Leiche wurde auf See nach einer buddhistischen Zeremonie bestattet.
Pan Walthers Trauerfeier am Atelierskotten zwischen Havixbeck und Billerbeck, Bombeck 23 - Foto Evelyn Richter
Der Maler Paul Meersmann vor seinem Wandbild in der Cavete - neben ihm der Maler Benno Kersting. Heute ist von dem Kunstwerk leider
nichts mehr vorhanden.
Rechts die Rückseite der Fotografie mit den penibel dokumentierten Kameraeinstellungen.
Ich erinnere mich an die Schaukästen in der Ludgeristraße und der Rothenburg, in denen Pan Walther großformatige Fotografien ausstellte. Die Faszination, die von den gezeigten Bildern ausgingen, war beeindruckend. Und so habe ich mich sehr gefreut, dass ich in diesen Tagen seine Tochter Elin Walther kennen lernen konnte.
Im 30. Todesjahr von Pan Walther ist es mir ein Anliegen, an diesen außergewöhnlichen Menschen zu erinnern.
Ohne die großzügige Unterstützung von Elin Walther hätte diese Seite nicht realisiert werden können. Ich danke für die Bereitstellung des Fotomaterials und für die vielen Informationen über Pan Walther und zu den Bildern.
Henning Stoffers - im Juni 2017
Innerhalb meines Studiums der Fotografie von 1968-1973 habe ich, auch Sachse aber aus Leipzig, Pan als einen humorvollen und kritischen Geist kennen gelernt. - Ich kann mit Fug und Recht sagen - wir wurden Freunde.
Anbei sende Ich Ihnen eine Bild von Pan aus einer „Vorlesung“ - Grundlehre oder Fotografie Elementar - von 1969 an der damaligen Werkkunstschule Dortmund. Oft sagte Pan „Fotografie ist wie Tanzen“...
Beste Grüße aus Dortmund
Wolfgang Schreier
Quellen
Pan Walther Photographien:
Austellungskatalog Kupferstich-Kabinett Dresden 1997
Text und Realisierung: Henning Stoffers
Fotografien:
Elin Walther aus privaten Beständen und dem Nachlass von Dr. Karl Bellmann