Liebe Leserin, lieber Leser,

vor mehr als 110 Jahren starb Professor Hermann Landois. Sein Wirken hat Münster einzigartig geprägt, denn der Zoo, der Aasee und das Naturkundemuseum sind auf ihn zurückzuführen.

 

Diese Bildgeschichte beschreibt sein Leben. Es war mehr als facettenreich; - ich beschränke mich auf das Wesentliche.

 

Ihr Henning Stoffers


Über das Leben von Professor Landois

Die Herkunft

Die Familie Landois stammte aus Lothringen. Als Hugenotten kamen sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts ins Münsterland und später nach Münster. Am 19.4.1835 wurde Hermann Johannes Landois geboren. Sein Vater Theodor war preußischer Beamter mit kleiner Besoldung und wohnte mit seiner Frau Antoinette Josephine Pollack im Hause Rothenburg 33/34.

Geburtshaus Rothenburg 33 - Relief und die  Erinnerungstafel am wiederaufgebauten Haus
Geburtshaus Rothenburg 33 - Relief und die Erinnerungstafel am wiederaufgebauten Haus

Jugend und Schulzeit

Hermann Landois war seit frühester Jugend aufgeweckt und wissbegierig. Wild und rauflustig passte er gar nicht in das Bild, dass aus ihm einmal ein Priester werden könnte. Zunächst besuchte er das Paulinum. Mit Erreichen der Sekundarreife verließ Hermann die Schule. Ihn interessierten die Naturwissenschaften, weniger eine humanistische Bildung. Mit der Lehrerschaft hatte er sich zudem überworfen. Nach einigen Schwierigkeiten machte Hermann 1856 sein Abitur am Gymnasium in Recklinghausen.

Für seinen Vater waren diese Jahre nicht einfach. Seine kleine Pension ließ die zusätzlichen Kosten nur unter großen Opfern zu.

Studium, Priester, Wissenschaftler

Landois studierte in Münster Theologie und Naturwissenschaften. Es war eine fröhliche Studentenzeit, die er in vollen Zügen genoss. Hermann wurde 1859 zum Priester geweiht.

 

Nach einigen Zwischenstationen erhielt Landois 1865 eine Berufung an seine alte Schule, dem Paulinum. Aber die Lehrertätigkeit füllte ihn nicht aus, er wollte eine Professur für Zoologie an der damaligen münsterschen Akademie. 1869 hielt Landois seine Antrittsvorlesung, 1873 wurde er außerordentlicher Professor für Zoologie und Direktor des Zoologischen Museums. Seine Tätigkeit am Paulinum musste aufgegeben werden.

 

Landois wurde in diesen Jahren vom Priesteramt suspendiert. Sein allzu weltlicher Lebenswandel und seine Zuwendung zur modernen Sicht der Naturwissenschaften hatten dazu geführt.

Bücher

Illustration aus Landois' Buch ,Thierstimmen'
Illustration aus Landois' Buch ,Thierstimmen'

Mit dem münsterschen Ornithologen Bernhard Altum schrieb er das damals wegweisende ,Lehrbuch der Zoologie'. Landois verfasste u.a. 1874 sein Werk über ,Thierstimmen'. Die Abbildungen wurden von Landois selbst gezeichnet. In dem Buch beschreibt er zum Beispiel die Lautäußerungen von Fliegen, Fischen und Käfern. - Von Landois stammen an die 1.000 Publikationen.

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Völkerschauen

Ansichtskarte anläßlich der Völkerschau
Ansichtskarte anläßlich der Völkerschau
Laubfrösche - Zeichnung Landois
Laubfrösche - Zeichnung Landois

In jüngerer Vergangenheit wurde anlässlich einer Umbenennung einer Schule auf Landois' Namen über die damaligen ,Völkerschauen' diskutiert.

 

In diesen Veranstaltungen wurden Menschen aus Afrika, dem pazifischen Raum und anderen Regionen der Erde gezeigt. Es gab einen regen Zulauf und brachten Geld für das Zooprojekt. Über diese rassistischen und unrühmlichen Veranstaltungen machte man sich damals wenig Gedanken. Auch Landois distanzierte sich nicht eindeutig von dieser Art der Geldeinnahme. Er bemerkte dazu lediglich: ,Es ist ein trauriges Zeichen unserer Zeit, dass die Wissenschaft durch derartige Marktausstellungen ihre materielle Grundlage erhalten muss.'. - Die Schule erhielt nicht Landois' Namen.

Der Mensch

Hermann Landois neben seinem zu Lebzeiten gefertigten Denkmal.
Hermann Landois neben seinem zu Lebzeiten gefertigten Denkmal.

Landois war Priester, Zoologe und vor allen Dingen ein besonders kreativer Mensch und excellenter Wissenschaftler - aber auch ein etwas skurriler und schnurriger Kauz - und immer voller Witz. Er wurde beschrieben als ,ganzer Mensch, als vollsaftiges Original, von dessen Schnurren und Schwänken noch heute alle Winkel und Stammtische ...raunen und kichern.'.

 

Eine allzu große Nähe zu anderen Menschen ließ er nicht zu. Landois hatte außerordentliche Begabungen und einen komplexen Charakter mit mannigfaltigen Facetten. Viele Geschichten und Anekdoten ranken sich auch heute noch um seine Person. So seien z.B. die alten Täuferkörbe an Landois´ Tuckesburg aufgehängt, und an dem Lambertikirchturm wären lediglich Nachbildungen angebracht. Näheres erfahren Sie hier.

Tod

Am 21.1.1905 erlitt Hermann Landois einen schweren Schlaganfall. Die Sprache war gestört, die rechte Körperhälfte gelähmt. Er erhielt die Sterbesakrament. Am 29.1. trat der Tod ein. Die Beerdigung mit großer kirchlicher Beteiligung fand unter höchster Anteilnahme der Bevölkerung statt.

 

Zu Landois' Zeitgenossen zählten u.a. Eli Marcus, Karl Prümer und Emil Rade, die nach seinem Tode als ,Getreue' das Büchlein ,Professor Landois – Das Lebensbild eines westfälischen Gelehrten-Originals' herausbrachten.

Der Trauerzug Hüfferstraße - Himmelreichallee
Der Trauerzug Hüfferstraße - Himmelreichallee

Das Grab

Keine 300 Meter vom Aasee und vom alten Zoo entfernt - jeweils auf halben Weg - befindet sich auf dem Zentralfriedhof seine Grab. Das Kreuz, das sich ursprünglich auf dem Grabstein befand, wurde im Bombenkrieg zerstört.


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Quellen

Henning Stoffers: Text

Martina Meißner: Aufsatz ,Völkerschauen im alten Zoo von Münster'

Walter Werland: Münsters Professor Landois - Aschendorff 1975

Eli Marcus, Karl Prümer, Emil Rade: Professor Landois – Das Lebensbild eines westfälischen Gelehrten-Originals - Verlag Otto Lenz 1907

Das Schöne Münster - Heft Nr. 3 von 1930 Stadtarchiv Münster

Das Schöne Münster - Heft Nr. 4 von 1935 Stadtarchiv Münster