Zu heute hat sich gar nicht soviel geändert, wenn wir die Bilder von damals betrachten. Karneval war ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und der Höhepunkt eines jeden Jahres. In den Kriegsjahren fielen die Karnevalsfeierlichkeiten aus.
Die Geschichte des Karnevals reicht in Münster bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zurück. Bereits in der Geschichte der (Wieder-)Täufer werden Fastnachtslustbarkeiten erwähnt.
Wie mag dieses Foto zustande gekommen sein? Die Herren haben sicherlich einige Minuten in ihrer Positur verharren müssen. Blitzlicht vermutlich Fehlanzeige. Apropos Herren, Damen sucht man vergeblich auf dem Bild.
Statt Traktoren zogen Pferde die Umzugswagen. Noch in den 50er Jahren war das noch der Fall. Gut erinnere ich mich daran, wie mit den damaligen Knallkorkenpistolen Pferde erschreckt und zum Scheuen gebracht wurden.
Karneval ist für die Gaststätten ein umsatzmäßiger Höhepunkt des Jahres. Die Werbung vor 100 Jahren macht dies deutlich. Heute halten einige Traditionsbetriebe in Münster ihre Lokale geschlossen oder schränken ihren Betrieb ein.
Sandra Lenfert teilte folgendes mit:
,Mimi Wittenberg war die erste Stadtlore der Karnevalistischen Stadtwache Münster, damals kurz "Ka-Sta-Mü". Sie war Stadtlore von 1935 bis 1938. Die Karnevalistische Stadtwache Münster selber hatte ihren ersten großen Auftritt am 01.02.1931.'
Herzlichen Dank an Sandra Lenfert.
Der Spaß an der Freude und das Gefühl der Zusammengehörigkeit waren in schweren Zeiten besonders ausgeprägt. In den Nachkriegsjahren gab es 'rappelvolle' Straßen und Plätze (sh. z.B. nachstehendes Foto am Marienplatz). Man wollte Freude, Spaß und Ablenkung von den Sorgen des Alltags.
Sechs turbulente Jahrezehnte sind vergangen: die Kaiserzeit, der 1. Weltkrieg, Inflationsjahre, die Weimarer Republik, Nazijahre, der 2. Weltkrieg, der Wiederaufbau mit seinen Nachkriegsjahren. Der Karneval ist geblieben.
Der Bedeutungsverlust des Brauchtums ist jedoch heute unverkennbar. Viele Karnevalsvereine existieren nicht mehr oder haben sich mit anderen zusammengeschlossen. Die gesellschaftliche Stellung hat - wie in anderen Tradtionsvereinen (z.B. Schützenvereine) - in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Dies ist ein bedauerlicher Trend, zumal das Brauchtum ein Teil unserer Lebensqualität darstellt.