Franz Arnold Homoet? Der Name wird Ihnen vielleicht unbekannt sein. Dennoch möchte ich an diesen liebenswerten Menschen erinnern, der als Maler und Lehrer in Münster wirkte. Über Franz Arnold Homoet schreibe ich aus meiner subjektiven Sicht, so wie ich ihn erlebt habe und ihn rückblickend sehe.
Dieser kleine Aufsatz über sein Leben ist ihm gewidmet.
Ihr Henning Stoffers
Franz Homoet war Maler und Kunsterzieher am Gymnasium Paulinum. Mitte der 50er Jahre lernte ich ihn kennen. Ein untersetzter Mann, glatzköpfig, kraftvoll... und mit einem Glasauge - ein Charakterkopf. Sein Outfit war über die Jahre immer gleich: graues Sakko und eine etwas dunklere Hose.
Für uns Jungen war er ein Lehrer, an den man sich auch nach Jahrzehnten gern erinnert. Die kleinen Streiche, die man ihm spielte, sind auch heute noch Gespächsthema.
Respektlos und voller Übermut nannten wir ihn Fränzchen, und wenn wir ihn ansprachen, war er der Herr Doktor, obwohl er diesen akademischen Titel nicht hatte.
In einem Zeitungsbericht wird Franz Homoet wie folgt beschrieben: 'Es ist kein Wunder, dass dieser humorvolle, stets heitere, ja oft überschäumend fröhliche Lehrer sich einer besonderen Beliebtheit erfreut. Das ist einmalig.' - Besser kann man es nicht sagen.
Seinen Unterricht erteilte er in den Fächern Kunst und Geographie. Im letzteren Fach ging es immer hoch her. Hatte unser Fränzchen sich der Landkarte zugewandt - und somit seine übermütigen Schüler nicht im Blickfeld - konnte eine heimtückisch abgeschnipste Papierkugel auf seiner Glatze landen. Er packte sich den nächstbesten Schüler, der dann einen Schlag mit einem kurzen Besenstiel auf den Allerwertesten bekommen konnte. Wenn der Schüler aber - vielleicht auch etwas weinerlich - beteuerte, 'Herr Doktor, ich war es nicht.', bekam er von Fränzchen einen sogenannten 'Freifahrschein'. Damit ausgestattet durfte der Schüler Fränzchen ohne Strafe 'ärgern' - aber nur einmal.
Der Malunterricht hatte für uns Schüler besonders schöne Momente, insbesondere dann, wenn es in den nahegelegenen Zoo ging.
Fränzchen führte uns wie so oft auch zum Löwenzwinger mit seinen Bewohnern Simba und Roma. Ich erinnere mich gut an das Schild, welches am Gitter festgemacht war: 'Vorsicht! Löwe nässt durchs Gitter!'. Das tat dieser Löwe auch hin und wieder, indem er sich von den Besuchern abwandte und im hohen Bogen sein Wasser abließ. Schnell musste man das Weite suchen, um nicht durchnässt zu werden. - Dann hieß es, den Löwen zu zeichnen. Gefiel Fränzchen das Bild, fragte er, ob das Bild für 10 Pfennig abgekauft werden könnte. - Dies war natürlich das höchste Lob, welches zu bekommen war.
Franz A. (Arnold, Aloysius) Homoet wurde 1896 auf dem Schulzenhof Homoet-Ostenfelde bei Greven geboren. Er machte sein Abitur auf dem Paulinum. Er wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Als Verwundeten, auf einem Auge blind (Aus anderer Quelle hieß es, das Auge hätte er bei Feldarbeit durch einen Forkenstich verloren), entließ man ihn 1917 aus dem Lazarett und vom Militär.
Nach dem Studium von Kunstgeschichte und Philosophie für das künstlerische Lehramt schloss sich eine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf an. 1924 wurde er Studienrat am Paulinum und Mitglied der Künstlergemeinschaft Schanze. 1962 erfolgte seine Pensionierung als Studienrat.
Zeit seines Lebens wohnte er in Münsters Kreuzviertel, und zwar in der Studtstraße 43.
Seine außergewöhnliche Beliebtheit kam bei der Verabschiedung zum Ausdruck. Er sei immer ein Mann mit einem Herzen gewesen, das für und mit den Schülern geschlagen habe. Etwas verklausuliert wurde auch von seinen Maßnahmen gesprochen, für die seine Schüler immer Verständnis hatten, da sie mit großer Güte geschahen.
Franz Homoet hatte ein großes Herz und wurde von seinen Schülern verehrt.
1971 starb Franz Homoet.
Franz Homoet war kein Heimatmaler. Er malte, was er sah: Akte, religiöse Motive, Landschaften. Expressionistisch, mit teilweise kräftigen, knalligen Farben, experimentierend mit Formen, Materialien und Techniken. Abstrakte, kubistische oder naturgetreue Bilder.
Seine Schaffenspalette war unerschöpflich. Gern probierte er Neues aus. Das nebenstehende Bild malte Franz Homoet auf einem Tapetenrest.
Sein Handicap, einäugig, und somit ohne räumliches Sehen zu sein, erschwerte ihm nicht das Malen. Ideal war für Franz Homoet, dass sein Lehrerberuf eine finanzielle Unabhängigkeit mit sich brachte. Losgelöst von Geldsorgen konnte er unbeschwert seine Kreativität umsetzen.