was verbindet Professor Landois, Pinkus Müller mit Carl Müller-Tenckhoff? Hier die Antwort: Der untrennbar mit Münster verbundene Carl ,Pinkus' Müller war Braumeister, Gastwirt und ausgebildeter Tenor. Weniger bekannt ist heute sein Onkel Carl Müller-Tenckhoff, der sich als Maler - ermuntert von dem legendären Professor Landois - einen Namen machte.
Mit dieser Bildgeschichte möchte ich den ausdrucksstarken Impressionisten Carl Müller-Tenckhoff vorstellen. Es wäre zu schade, wenn sein Leben und Wirken in Vergessenheit geraten würde.
Ihr Henning Stoffers
PS
Sein Enkel Horst Müller-Tenckhoff ist auf der Suche nach weiteren Gemälden seines Großvaters. Bitte informieren Sie mich, falls Sie behilflich sein können.
Carl Müller-Tenckhoff stammt aus der bekannten Brauerdynastie Müller, die ihren Sitz seit nunmehr 200 Jahren an der Kreuzstraße hat. Er kam 1873 als Sohn von Carl Müller und Franziska, geb. Tenckhoff, zur Welt. Carl war Onkel von Pinkus Müller, der 1899 - 26 Jahre später - geboren wurde.
Nach dem Besuch der Volksschule erlernte der 14Jährige das Handwerk der Dekorationsmalerei.
Professor Hermann Landois, Zoogründer, Wissenschaftler und Priester - selbst ein excellenter Zeichner - hatte das künstlerische Talent des jungen Carls erkannt und zu dieser Ausbildung geraten.
Landois beauftragte ihn auch, afrikanische und andere exotische Landschaften für die Wände der Käfige zu malen, damit sich die Löwen, Tiger etc. in Münster wohler fühlen sollten. Auch für die Aufführungen der Abendgesellschaft des Zoologischen Gartens (AZG) entwarf Carl Müller-Tenckhoff die Bühnendekorationen.
Nach seiner Lehrzeit ging Carl - wie damals üblich - auf Wanderschaft, südwärts dem Rhein entlang. Im Rheingau und im Taunus arbeitete er bei verschiedenen Malermeistern.
Zurückgekehrt nach Münster richtete er sich am ,Alten Steinweg' ein Atelier ein und besuchte die Kunstakademien in Düsseldorf und München.
In jener Zeit ergänzte Carl seinen ,Allerweltsnamen' um den Geburtsnamen seiner Mutter. Er nannte sich nunmehr ,Carl Müller-Tenckhoff'. - 1904 zog es Carl wieder an den Rhein.
In Mainz arbeitete er als Kunstmaler und Bühnenbildner für verschiedene Theater im Umkreis. Auch übernahm Carl die künstlerische Gestaltung der Innenräume von Gaststätten und Wohnhäusern. 1905 wurde er Lehrer an der Mainzer Werkkunstschule. Es entstand eine Vielzahl von Gemälden, die von einer enormen Schaffenskraft zeugen.
Carl heiratete Agnes Braun. Sie bekamen drei Kinder. Eine Tochter ging ebenfalls in die künstlerische Sparte, sie wurde Sängerin.
Müller-Tenckhoff hatte viele Begegnungen und Kontakte mit zeitgenössischen Künstlern, die seine Hinwendung zur spätimpressionistischen Landschaftsmalerei verstärkten.
Immer wieder kehrte er in seine Heimatstadt Münster zurück. Hier machte er Kunstausflüge mit seinen Malerkollegen Bernhard Pankok, Eugen Fernholtz und Otto Modersohn.
Gerade die Münsterländische Parklandschaft mit ihren kleinen Flüssen, Wäldchen und Fluren bot sich den Landschaftsmalern als ideale Kulisse an.
Der Kunsthistoriker Dr. Michael Wessing sagte anlässlich der Eröffnung der Ausstellung in der Alten Kirche in Welbergen:
,1873 in Münster geboren, gehört dieser Künstler zu den weitgehend vergessenen Malern seiner Generation. Um so mehr haben wir heute hier die seltene Gelegenheit, durch einige ausgewählte Werke diesen ausdrucksstarken Maler des Spätimpressionismus neu zu entdecken... Der Reiz seiner Bilder liegt in deren Bildaufbau, den der Künstler einem Blick auf die Natur entnimmt.'
Zusammen mit seinem Schüler Wilhelm Palmes wurden die Kulissen für den Stummfilm ,Der Friedensreiter' geschaffen.
In Münster gehörte er der ,Gemeinschaft Bildender Künstler' an, aus der später sich die Künstlervereinigung ,Die Schanze' bildete.
1936 starb Carl Müller-Tenckhoff - erst 63jährig - in Mainz.
Zur Erinnerung ist eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Kreuzstraße angebracht. Eines der Bilder hängt in der Altbierstube des Brauhauses Pinkus Müller.
Das Foto zeigt Carl Müller-Tenckhoff in seinen 40er Jahren, der sympathisch, freundlich und offen mit wachem Blick in die Kamera schaut. Er ist dem Leben zugewandt.
Aus dem Lebensbild des Malers kann geschlossen werden, dass Carl ein vielbeschäftigter und in der damaligen Zeit ein sehr angesehener Künstler war. Viele seiner Bilder sind leider verschollen, verbrannt oder im Krieg vernichtet worden.
Sein Enkel, Horst Müller-Tenckhoff, hat im Laufe der Jahre mehr als 40 Gemälde zusammengetragen. Sein Anliegen ist, diesen ,vergessenen' Maler wieder ins Bewusstsein der Menschen zu holen.
Aus Altergründen wird die umfangreiche Sammlung seines Enkel Horst Müller-Tenckhoff aufgelöst. Haben Sie Interesse am Erwerb eines Gemäldes, können Sie mit ihm Kontakt aufnehmen.
Quellen
Bernhard Sickmann: Bildmaterial
Dr. Michael Wessing: Kunsthistorischer Beitrag
Henning Stoffers: Text und Umsetzung