der Mühlenhof hatte in jüngster Zeit einige Turbulenzen erlebt. Die Weichen sind inzwischen neu gestellt. Einer gedeihlichen Weiterentwicklung dürfte nichts mehr im Wege stehen.
Der Schöpfer des Mühlenmuseums ist Theo Breider, der mit vielen besonderen Gaben ausgestattet war. Er konnte Menschen begeistern und Dinge bewegen, die man zunächst für unmöglich hielt.
Ich möchte die Erinnerung an Theo Breider wachhalten und dazu beitragen, dass sein Lebenswerk weiterhin den gebührenden Stellenwert behält.
Ihr Henning Stoffers
Von dem außergewöhnlichen Menschen Theo Breider und seinem liebsten Kind, dem Mühlenhof, handelt diese Bildgeschichte. Nur einige wenige Begebenheiten und Facetten seines prallen Lebens werden an dieser Stelle angerissen.
Theo Breider wurde am 16.11.1903 geboren, nicht in Münster, sondern in einem kleinen Dorf im Kreis Soest. Er wuchs mit acht Geschwistern auf, besuchte eine höhere Lehranstalt bis zur Obersekundareife.
Bereits in jungen Jahren zeigte er ausgeprägte charakterliche Eigenschaften, und zwar Gerechtigkeitsgefühl und Bauernschläue. Der Schüler Theo hatte gelernt, niemals zu lügen. Als er einmal wegen einer Verspätung den wahren Grund nannte und nicht - wie seine Mitschüler - zu einer Notlüge griff, bekam er eine schlechte Note für sein Betragen. Er beschwerte sich beim Direktor: Kein Kind aus seinem Dorf käme künftig noch in diese Schule, wenn die schlechte Beurteilung nicht zurückgenommen werden würde. Theo erreichte sein Ziel.
Theo Breider fing bei der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) in Belecke als Angestellter an und baute dort eine Abteilung für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit auf. Mitte der 1930er Jahre zog Breider nach Münster und wurde Chef des damaligen Verkehrsvereins.
Als 1936 der Caféhausbesitzer Albin Middendorf eine alte Mühle zur Erinnerung an Münsters Mühlen am neuen Aasee aufbauen ließ, war Breider dabei. Diese Mühle hatte bereits eine lange Geschichte hinter sich. Ursprünglich war sie in Pluggendorf aufgestellt, und als sie dort nicht mehr gebraucht wurde, kam sie nach Ascheberg. Middendorf holte sie nach Münster zurück, restaurierte sie und schenkte sie seiner Stadt Münster. Nur wenige Jahre stand sie - bei einem Bombenangriff wurde die Mühle zerstört.
Theo Breider hatte somit Erfahrungen gesammelt, wie Mühlen transportiert und wiederaufgebaut werden.
Alles begann mit der Wilholter-Mühle von 1748 aus dem niedersächsischen Oberlangen bei Lathen. Breider bekam sie 1958 vom Bauern Gerd Raming-Freesen geschenkt.
Mit einem Tieflader, der mächtig überladen war, transportierte man die Mühle nach Münster. Die mehreren Knöllchen, die wegen der Überladung verhängt wurden, waren für Theo Breider ein großes Ärgernis, das nicht widerspruchslos hingenommen werden durfte. Er diskutierte mit der Polizei unermüdlich, bis die Anzeigen zurückgenommen wurden.
Für die Demontage am alten Standort und den Wiederaufbau am Aasee stand ein erfahrener Mühlenbauer zur Verfügung.
Wer allerdings glaubte, damit sei der Sache genüge getan, der irrte gewaltig. Zu einer Mühle gehöre auch ein Mühlenhaus - wie der Stiärt zur Kuh -, hieß es nun, obwohl auf dem Gelände nur der Mühlenbau gestattet war. Das Mühlenhaus wurde gebaut. Dann folgten Schlag auf Schlag weitere Einrichtungen, wie zum Beispiel der Gräftenhof, eine Dorfschule, ein Schafstall, ein Torhaus, ein Backhaus und ein Schuhmacherhaus.
Natürlich durfte ein Denkmal des Spökenkiekers von Rudolf Breilmann nicht fehlen.
Theo Breiders Wirken war vielfältig. Und die Anekdoten und Sprüche aus seinem Mund füllten viele Zeitungsseiten. Er konnte mit wenigen Worten die Menschen in seinen Bann ziehen, egal ob es 20 oder 200 Personen waren.
Früh setzte er sich für das Fahrradwandern durchs platte Münsterland ein. Für diese Pättkesfahrten brachte Theo Breider seinen Pättkesführer heraus, der wegen des großen Erfolges immer wieder neu aufgelegt werden musste. Verantwortlich war er auch für die Heimattage und die gediegene Beleuchtung Münsters in der Weihnachtszeit. Verpönt war eine grelle Neonbeleuchtung; dezent und stilvoll sollte sie sein. ,Münster leuchtet ins Land' - das war das von ihm geprägte Motto. Und eine weitere Begabung war Theo Breider in die Wiege gelegt: Sein poetisches Talent.
Eine tiefe Gläubigkeit (Gedicht ,Zur Nacht') und Heimatverbundenheit kommt in seinem Gedichtband ,Geliebtes Leben' zum Ausdruck.
Im Vorwort des Büchleins schreibt Breider über den Verzicht auf seinen Beamtenstatus im Jahre 1935. Er nahm die damit verbundenen Nachteile in Kauf. Erwähnt werden auch Auseinandersetzungen mit dem Hitlerregime und dessen Handlangern. Weitere Informationen zu dieser Lebensstation hat Theo Breider nicht abgegeben.
Seine Sprüche trafen den Kern der Sache. Zum Beispiel sagte er: ,Wer keinen Wind macht, kann keine Mühle bewegen...'. - Und über Breiders Wirken dichtete einst Oberbürgermeister Beckel: ,Niemand hat ohne Raub und Mord in Münster jemals soviel Geld geschnorrt.'
Theo Breider starb nur wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag am 4.12.1993 an den Folgen eines Schlaganfalles.
Theo Breider wurde einmal mit Professor Hermann Landois verglichen. Was für ein gewagter Vergleich, ...dachte ich zunächst. Aber je länger ich mich mit Breiders Leben beschäftigte, umsomehr fielen mir charakterliche Eigenschaften auf, die auf beide Personen zutreffen: Heimatliebe, Originalität, Kreativität, Begeisterungsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. Wie Professor Landois konnte Theo Breider Geld- und Sachspenden äußerst erfolgreich akquirieren. Überall bettelte und schnorrte er um Zuwendungen, so dass sich hierfür das Verb ,breidern' bildete. Beide waren PR-Genies und Naturtalente der Öffentlichkeitsarbeit. Und Beide schufen für Münster einzigartige Einrichtungen, die mit ihren Namen verbunden sind.
Und eine weitere Gemeinsamkeit gibt es:
Professor Landois und Theo Breider ließen zu Lebzeiten von sich ein Denkmal bzw. eine Büste anfertigen.
Norbert Nientied hat seine Erinnerungen an seinen Vater und Theo Breider niedergeschrieben. Hier finden Sie seinen Beitrag: Den Mörtel mit Blut anrühren.
Quellen
Fotos: Atelier Alfred Kaup, Schrolli Schroeder, Archiv Mühlenhof-Freilichtmuseum, Henning Stoffers
Gedicht ,Zur Nacht' mit freundlicher Genehmigung von Udo Breider
Verschiedene WN- und MZ-Zeitungsberichte der letzten 30 Jahre
Text: Henning Stoffers