viele Gebäude oder Bauwerke aus früherer Zeit sind verschwunden oder haben sich stark verändert. Ein Spaziergang in die Vergangenheit der letzten 120 Jahre zeigt diesen Hergang, der insbesondere durch das Kriegsgeschehen einen Höhepunkt erreichte.
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Ihr Henning Stoffers
Die Stadt Münster lag fast ein Jahrtausend innerhalb des Befestigungsringes, der späteren Promenade. In diesem engumgrenzten Umfeld fand die gesamte Bautätigkeit statt. Kriegerische Ereignisse oder verheerende Brände führten zwangsläufig zu besonderen Bauaktivitäten.
Aber auch die in den Epochen sich wandelnden Baustile und der Abriss von baufälligen Gebäuden und deren Wiederaufbau veränderten das Stadtbild. Dies wird am Beispiel des Neubaus des Lamberti-Kirchturms besonders deutlich. Der alte Turm musste wegen der Einsturzgefahr abgerissen und neu - in einem anderen Baustil - errichtet werden. - Alte Stiche dokumentieren darüber hinaus die Veränderungen der Silhouette Münsters über Jahrhunderte hinweg.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts prägten hauptsächlich mittelalterliche Bauten das Stadtbild. Die barocken Prunkbauwerke kamen erst im 18. Jahrhundert hinzu: unter anderem das Schloss der Fürstbischöfe, die Clemenskirche, der Erbdrostenhof.
Der alte Drubbel - eine mittelalterliche Ansammlung kleiner Häuser auf engestem Raum - musste nach einem Brand aus vorgeschobenen pragmatischen Gründen weichen, um für den anwachsenden Straßenverkehr Platz zu schaffen.
Mit dem Bau eines Bahnhofs außerhalb des Promenadenringe begann 1848 eine stürmische Entwicklung. Der Dortmund-Ems-Kanal wurde gebaut, der Stadthafen mit seinen gewerblichen Ansiedlungen entstand, viele neue Kasernen, Behörden und Verwaltungen richteten sich ein. Eine Gebietsreform im Jahre 1875 kam hinzu. Die Einwohnerzahl hatte sich von 18.000 (1848) auf 100.000 (1914) Einwohner mehr als verfünffacht.
Mit dem rasanten Wachstum der Stadt - insbesondere außerhalb der Promenade - ging eine immense Bautätigkeit einher. Es entstanden am Reißbrett neue Straßenzüge und Stadtviertel. Es wurden Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser, Kasernen usw. gebaut. Aber erst Ende des 19. Jahrhunderts erhielten die Häuser Anschluss an die zentrale Wasserversorgung und die Abwasserkanalisation.
An der Bahnhofstraße entstand das Verwaltungsgebäude der Reichsbahndirektion, die zeitweise zu den größten Arbeitgebern Münsters zählte.
Die Bomben des Krieges haben in kürzester Zeit viele jahrhundertealte Gebäude vernichtet. Etliche Stadtviertel wurden dem Erdboden gleichgemacht. Allein die Beseitigung der Trümmer stellte in den ersten Nachkriegsjahren eine besondere Herausforderung dar.
Der Prinzipalmarkt - es war kaum ein Stein auf dem anderen geblieben - ist bis auf wenige Häuser in Anlehnung an den alten Baustil neu aufgebaut worden. - Ohne die detaillierten Beschreibungen und Pläne von Professor Max Geisberg wäre es nicht möglich gewesen.
Einige historische Baudenkmale konnten weitgehend originalgetreu wieder errichtet werden, wie zum Beispiel das Rathaus oder der Erbdrostenhof.
Beim Schloss ist lediglich die Fassade wiederhergestellt worden. Im Inneren - ein schlichter Zweckbau - zeugt nichts mehr von vergangener Pracht.
In den Nachkriegsjahren wurden aus heutiger Sicht auch falsche Entscheidungen hinsichtlich des möglichen Erhalts bzw. der Wiederherstellung von Gebäuden getroffen. Aber die Zeiten waren schwierig, und der Wiederaufbau erfolgte unter schwersten Bedingungen und Zwängen, so dass Bausünden nicht ausbleiben konnten.
Hauptsächlich in den 1950er Jahren wurden etliche Neubauten in aller Eile - schlicht und zweckmäßig - hochgezogen, die nach wenigen Jahren anderen wieder weichen mussten. Ein Beispiel ist der Karstadt-Bau am Alten Steinweg.*
Heute steht an dieser Stelle die Stadtbücherei. - Auch der schöne Nachkriegsbau des kriegszerstörten Konsistoriums am Domplatz ist zu nennen, der im Zuge des Neubaus der Bezirksregierung nach nur wenigen Jahren wieder abgerissen wurde.
Das Haus Südstraße 100, mein Elternhaus in den 1950er Jahren, stand nur wenige Jahre und musste im Zuge der Anlegung des Südparks weichen.
Dem steten Wandel begegnen wir auch heute auf Schritt und Tritt.
So sind von der alten Germania-Brauerei nur noch einige Gebäudeteile - Dank Denkmalschutz - erhalten geblieben. Das Nachkriegsgebäude der Deutschen Bank an der Voßgasse wurde durch einen Neubau ersetzt.
Der Sparkassenbau zwischen Ludgeristrstaße und Königsstraße musste den Münster-Arkaden weichen. Das LWL-Museum am Domplatz bekam nach einem Teilabriss einen repräsentativen Neubau.
Die Aufzählung lässt sich fortsetzen... Und in 100 Jahren wird vielleicht wieder darüber geschrieben werden, was sich in dieser Zeitspanne alles geändert haben wird.
Sandra Delker hat dankenswerterweise dazu beigetragen, mehr zur Datierung und zur Geschichte des Karstadt-Gebäudes zu erfahren. Sie schreibt:
Mir ist beim Stöbern auf Ihrer Seite ein Foto aufgefallen, und zwar das Bild vom Karstadt Haus am Alten Steinweg, das laut Beschriftung von ca. 1975 stammen soll. Diese Zeiteinschätzung kann meiner Meinung nach nicht stimmen.
Soweit mich meine Erinnerung nicht trügt, ist dieses Gebäude als Behelfsverkaufsraum auf dem Parkplatz an der Asche / Alter Steinweg errichtet worden, und zwar Anfang / Mitte der achtziger Jahre. Damals war das ursprüngliche Karstadt Haus komplett abgerissen und neu gebaut worden (und nicht nur die Fassade erneuert). Der Verkauf wurde auf verschiedene Häuser verteilt, so z.B. verstärkt im ehemaligen Althoff Gebäude, und eben diese Wellblech - ähnliche Konstruktion auf dem Parkplatz neben dem Krameramtshaus / alte Stadtbibliothek (heute „Haus der Niederlande“). Bei dem Foto gehe ich von einem Datum um 1984 / 1985 aus, weil
1. Das neue Karstadt Gebäude 1986 eröffnet wurde (müsste Ende August / Anfang September gewesen sein, bei Google habe ich leider nichts gefunden. Es war aber in etwa zum Ende der Sommerferien, ich war am Eröffnungstag da), und
2. Weder die Mode einiger sichtbarer Personen, noch die Fahrzeuge entsprechen den siebziger Jahren.
Die beiden Jungs im Vordergrund haben zu kurze Haare, die Jeans sind recht eng geschnitten.
Rechts vor der Eingangstür steht ein Ford Escort der Baureihe ab 1980, links im Bild sieht man einen VW Passat B2 Variant (ab 1981), davor steht anscheinend ein Opel Kadett D ( 1979 – 1984), und ganz vorn in der Reihe ist ein Ford Fiesta zu erkennen, Baureihe ab 1984, wenn mich nicht alles täuscht.
Quellen
Idee und Text: Henning Stoffers
Bilder (soweit nicht anders angegeben): Sammlung Henning Stoffers